München. Der ADAC kommt auch nach den Ostertagen nicht zur Ruhe. Der krisengeschüttelte Autoclub muss sich gegen Vorwürfe wehren, manche Kunden bei der Pannenhilfe zu bevorzugen und damit eigene Mitglieder länger warten zu lassen als nötig.
Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet unter Berufung auf zwei Mitarbeiter des ADAC, dass die "Gelben Engel" oft zunächst denjenigen Autofahrern helfen würden, die über Autohersteller versichert seien. Der Club wies die Vorwürfe zurück: "Bei uns gibt es keine Kunden erster oder zweiter Klasse", bekräftigte ein Sprecher am Mittwoch.
Die Pannenhilfe werde unabhängig vom Kundenstatus gewährt, die Abarbeitung der Aufträge folge dem Eingang der Anrufe. Es gebe nur eine Ausnahme von der Regel, erklärte der ADAC-Sprecher: "Das sind Notfälle oder wenn etwa kleine Kinder betroffen sind."
2012 leistete der Club in mehr als 4,1 Millionen Fällen Pannenhilfe. Im Schnitt müsse ein Fahrer 45 Minuten auf einen Pannenhelfer warten, hieß es.
Besonders viel sagt diese Zahl über die tatsächlichen Wartezeiten wohl nicht aus, denn viele Faktoren spielen dabei eine Rolle - zum Beispiel Wetter, Uhrzeit und Ort. In der Stadt gehe es häufig etwas schneller als auf dem Land.
Eine Unterscheidung nach dem Status der Pannenopfer gebe es aber nicht, so der Automobilclub. Laut Zeitung hatten zwei Mitarbeiter des ADAC berichtet, der Club würde Anrufer bevorzugen, deren Auto über eine Mobilitätsgarantie des Herstellers abgesichert sei.
Der Autoclub arbeitet in diesen Fällen als Dienstleister für etliche Autokonzerne. Die Idee: Autobauer bieten Neuwagenkäufern häufig Garantiepakete an, in denen die Pannenhilfe enthalten ist. Manche Hersteller betreiben dazu einen eigenen Pannenservice, andere nutzen Dienstleister wie den ADAC. Verträge hat der Club unter anderem mit Opel, Ford oder Volvo. Wie groß der Anteil der Garantiepannen an der Gesamtzahl der Pannen ist, war zunächst nicht zu erfahren.
Pannen, die über Garantieleistungen gezählt werden, fließen nicht in die Pannenstatistik des Clubs ein. Das wird seit Jahren von manchen Experten kritisch gesehen.
Der ADAC verteidigt hingegen die Praxis als statistisch saubere Variante, gerade weil man eigene Geschäfte von der Statistik trennen wolle. Auch andere Pannen werden nicht eingerechnet - etwa solche, die von Vertragspartnern des ADAC behoben werden, oder solche, die auf Bedienfehler zurückgehen. Nur Fälle, die ADAC-Mitglieder über die Club-Nummer melden und die auch von ADAC-Helfern bearbeitet werden, gelangen in das Zahlenwerk.