In einer niederländischen Talkshow hatte der Sänger Hitler einen "netten Mann" genannt. Ehefrau warf Reportern "perfide Fragen" vor

Hilversum. Der niederländische öffentlich-rechtliche Sender Vara bestreitet, dem Sänger und Schauspieler Johannes Heesters freundliche Worte über Adolf Hitler in den Mund gelegt zu haben. "Heesters bekam vier Mal die Gelegenheit zu reagieren. Wir haben ihm nichts in den Mund gelegt", sagte Sender-Sprecherin Maud Burgers. Heesters hatte in der Talkshow "De Wereld draait door" Hitler einen "netten Mann" genannt.


Seine Frau, die Schauspielerin Simone Rethel, wirft den Reportern vor, ihren Mann mit "perfiden Fragen" überfallen zu haben. Die Reporter hatten Heesters zu seinem 105. Geburtstag an diesem Freitag interviewt und ihn gefragt, ob Hitler eigentlich ein netter Mann war. "Solche zynischen Fragen kann jemand mit 105 nicht mehr durchschauen", sagte Rethel.


Vara-Sprecherin Burgers erklärte dagegen, der Schauspieler habe einen geistig fitten Eindruck gemacht. In dem Programm war auch die heftige Reaktion von Simone Rethel zu sehen, die ihren Mann wegen seiner Worte zurechtwies. "Jetzt darf ich nichts mehr sagen", sagte Heesters daraufhin zu dem Reporter.


Das umstrittene Interview wurde in der satirischen Rubrik der Talkshow ausgestrahlt. Die preisgekrönte Sendung läuft jeden Abend, sie ist mit rund 900 000 Zuschauern eine der meistgesehenen Talkshows der Niederlande.


Der gebürtige Amersfoorter Heesters war in seiner Heimat lange umstritten. Viele Niederländer warfen ihm vor, in Nazideutschland Karriere gemacht zu haben. Im Frühjahr 2008 war Heesters nach über 50 Jahren erstmals wieder in den Niederlanden aufgetreten. Befürchtungen, es könne große Proteste geben, bewahrheiteten sich nicht. Der Schauspieler wurde vom Publikum bejubelt.


In der vergangenen Woche hatte Heesters vor einem Berliner Gericht gegen einen Historiker geklagt, der ihn beschuldigt, im Konzentrationslager Dachau aufgetreten zu sein. Heesters betont dagegen seit Jahren, dass er das KZ zwar unter Druck der Nazis besucht habe. Er habe dort aber nicht gesungen.