Essen. . In den USA lockte „Die Bibel“ 15 Millionen Menschen vor den Bildschirm. Bei uns läuft die zehnteilige TV-Serie an drei aufeinander folgenden Abenden bei Vox. Start ist am Gründonnerstag: ein “Best of Bibel“, das im Schweinsgalopp durchs Alte und Neue Testament hetzt.

Wenn Moses im Fernsehen mal wieder das Meer teilt, oder Jesus die Brotvermehrung aufführt, ist in der Regel Ostern. Diesmal müssen sich Freunde der heiligen Wunder aber nicht mit dem Aufguss alter Hollywoodstreifen begnügen. Der Sender Vox strahlt die neue, zehnteilige US-Serie „Die Bibel“ von Gründonnerstag bis Samstag an drei Abenden um 20.15 Uhr aus.

In den bibelfesten USA, wo nur jeder Zehnte an die Evolutionstheorie glaubt, lockte das 15 Millionen Menschen vor den Bildschirm. Vor allem die Radikalchristen bejubelten die Reihe des Produzentenehepaars Mark Burnett und Roma Downey. Das erlaubt sich freilich keine verwegenen Deutungen, sondern hetzt im Schweinsgalopp durchs Alte und Neue Testament, um brav die Geschichten von Adam und Eva bis hin zur Auferstehung Christi wiederzugeben: Best of Bibel sozusagen. Ein Heer von theologischen Beratern soll mitgemischt haben; man ahnt ja, wie heikel der Umgang mit dem Stoff ist.

Satan erinnert angeblichan Barack Obama

Dass Satan irgendwie, warum auch immer, an Barack Obama erinnert, wie ein amerikanischer Prediger zu entdecken glaubte und damit Empörung unter den stets erregungsfreudigen Internetnutzern auslöste, zeigt, dass man wirklich an alles denken muss. Jesus Christus sieht daher auch nicht aus, wie ihn die Wissenschaft sich schon lange vorstellt, sondern wie die Heiligenbildchen das vorgeben und das Kino es von Helden verlangt. Ein schöner Portugiese namens Diogo Morgado ist mit der Rolle beauftragt. Er bemüht sich mit frommem Ton, gütigem Gesichtsausdruck und salbungsvollen Gesten, aber das Jesus-Christ-Superstar-Programm spult die Regie lustlos ab wie eine Nummernrevue. Er legt die Hand auf, um Entstellten die Furunkel aus dem Antlitz zu treiben und Lahme flott zu machen, er holt den toten Lazarus aus der Gruft, er verhindert tödliche Steinwürfe, er zaubert aus zwei Heringen ein Fischmenü für Hundert. Und Oscarpreisträger Hans Zimmer kippt seine dicke Musiksoße drüber.

Auch interessant

Mark Burnett und Roma Downey buhlen vor allem ums jüngere Publikum und versuchen den Stoff dessen Sehgewohnheiten anzupassen. So greifen die Drehbücher alles auf, was Action verspricht, ohne dass die Botschaften und die wichtigsten Zitate der Heiligen Schrift vollends verschütt gehen. Da macht das Rote Meer mal wieder Platz für die flüchtenden Sklaven, die Mauern von Jericho stürzen ein, Samson, ein schwarzer Broc­ken mit Rastazöpfchen, lässt den Tempel zusammenkrachen, die Israeliten metzeln die Philister nieder, es werden Kehlen im Akkord aufgeschlitzt, und David pfeffert Goliath den Stein so wuchtig an die Birne, dass der Hüne in den Staub sinkt wie in einem Italowestern. Saul schließlich darf in den Sand pinkeln, denn selbst die Menschen aus der Bibel müssen ja mal.

Eher durchschnittlich begabte Darsteller

Wer den Ausstattungsstandard des Unterhaltungskinos gewöhnt ist, wird früh bemängeln, dass besonders die Massenszenen so gar nicht nach Masse aussehen. Und auch nicht nach Klasse. Eher nach diesen Laienspielhäppchen, die man seit Jahren Dokumentationen beimischt, weil die das angeblich unterhaltsamer macht. 22 Millionen Dollar bringen einen heute nicht mehr weit bei einem so ambitionierten Projekt wie der „Bibel“.

Die durchschnittlich begabten Darsteller kommen vor dem Geröll der marokkanischen Wüste daher wie Winnetous Truppe bei den Freilichtspielen in Bad Segeberg. Britische Theaterprofis seien im Einsatz, beteuern die Produzenten; es hilft nicht wirklich. Und wenn Saul David im Vorbeigehen fragt: „Was macht der Krieg?“ dann ist das typisch für den lockeren Ton, um den sich die Macher krampfhaft bemühen. Der artige Kommentar eines Erzählers soll alles zusammenhalten. Er ist wie der Märchenonkel, bei dessen Geschichten wir sanft einschlafen.