Essen.. Aprilscherze haben mittlerweile ganzjährig Konjunktur - jedenfalls auf Satire-Blogs wie dem “Postillon“. Der allerdings meldete jüngst, den 1.April zu boykottieren. Aber es gibt an diesem Dienstag genug andere Scherz-Angebote, die uns aufs Glatteis führen wollen. Eine Auswahl.

"Kopenhagener Zoo lässt Tierpfleger einschläfern", "Flughafen Berlin-Brandenburg offenbar auf altem Indianerfriedhof errichtet", "Letzte zwei studiVZ-Nutzer können sich auf den Tod nicht ausstehen": Das Satire-Blog "Der Postillon" hat den Aprilscherz zum Geschäftsprinzip gemacht - täglich, nicht bloß am 1. April. Da klingt es nur konsequent, wenn die Seite am Montag meldete: "Signal gegen Falschmeldungen: Der Postillon boykottiert den 1. April". Echt, jetzt?

Bei Aprilscherzen weiß man nie, ob's nicht doch stimmt. Das ist der Reiz dieses Brauchs, dessen Ursprung nicht klar zu datieren ist. Das Wörterbuch der Brüder Grimm erwähnt 1854 den "Aprilsnarr", also Personen, die sich durch Scherze haben hintergehen lassen und zudem ein Begriff, der sich zu dieser Zeit bereits auch in anderen Sprachen fand. Das Wort "Aprilscherz" kennt die erste wissenschaftliche Wortsammlung deutscher Sprache da noch nicht. Erläuterungen des Rheinischen Amts für Landeskunde nach wurden Menschen bereits im 17. Jahrhundert "in den April geschickt", das Wort "Aprilscherz" dürfte jedoch erst im 19. Jahrhundert entstanden sein.

"Lasst euch heute nicht veralbern"

Und heute? Warnen Twitterer vor dem "Don't believe the news-Tag", mahnen ihre Follower "lasst euch heute nicht veralbern", bekunden dass sie heute "jede Meldung auf die Goldwaage legen" werden, freuen sich über den "lustigsten Schabernack-Tag" oder kritisieren den um sich greifenden "Witzelzwang".

Der nahm bereits am Montag seinen Lauf und schickte auch die Nachrichtenagentur dpa "in den April". Die hatte sich am Montag-Nachmittag die Mühe gemacht, eine Meldung des hessischen Umweltministeriums weiter zu verbreiten, mit der Überschrift: "Hessen will Zoo-Tiere auswildern. Giraffen, Löwen und Ozelots sollen künftig in hessischen Naturschutzgebieten zu sehen sein. Hessen reagiert mit dem Vorstoß auch auf die heftigen internationalen Proteste von Tierschützern gegen die Tötung von Zootieren." Eine halbe Stunde später rief dpa den Bericht dann eiligst zurück: "Bitte verwenden Sie die Meldung nicht. Er handelt sich um einen Aprilscherz des hessischen Umweltministeriums."

"De Randfichten" trennen sich - "kein Aprilscherz"

Auf Nummer sicher ging dpa dann um 18.32 Uhr, als in der Rubrik "Land/Sachsen/Musik" verbreitet wurde, dass die Musikgruppe "De Randfichten" sich trenne. Der Sänger der Band, deren größter Erfolg der Bierzelthit "Lebt denn dr alte Holzmichl noch" ist, habe die Gruppe verlassen. Dies, heißt es in der Meldung, "ist kein Aprilscherz".

Bereits am Montag stellte der baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Reinhard Löffler auf seiner Facebook-Seite den Entwurf einer Verordnung des Innenministeriums vor. Überschrift: "Adel für alle". Demnach würde die Landesregierung am 1. April ermächtigt, gegen Gebühr Adelstitel zu verleihen. Stimmt natürlich nicht.

Der Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer freut sich am Dienstag auf Twitter darüber, dass er am Berliner Flughafen Tegel gehört habe, alle Bundesbürger sollten einen Euro "Sonderabgabe" für den Schulden-Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg zahlen. Sein Kommentar: "Der Groko traut man's zu'". Dazu passt ein Scherz des Aktienportals "Die Börsenblogger" am Dienstag, die "exklusiv" melden, dass die Bundesregierung eine "Aktienkursbremse" plant.

Angesichts des Datums sah sich am Dienstag die Polizei in Freiburg genötigt, darauf hinzuweisen, dass ihre um 2 Uhr in der Nacht verbreitete Meldung "KEIN Aprilscherz" sei. Es ging um "die Sichtung von Lichterscheinungen am Nachthimmel". Ufos über dem Schwarzwald? Mitnichten, klärt die Polizei auf: "Es dürfte sich um einen Meteoriten gehandelt haben".

Technik-Unternehmen sind am 1. April besonders kreativ:

"Microsoft Braces" und Windeln mit iPhone-App

Aus dem Vollen schöpften am Dienstagmorgen Internet-Firmen in Sachen Aprilscherz: Der Software-Konzern Mircrosoft schickte User aufs Glatteis mit einer Google-Glaces-Parodie: Per Pressemitteilung informiert der Konzern über die Beta-Version von "Microsoft Braces" - eine Zahnspange mit 32-Megapixel-Kamera. Samsung wiederum präsentiert den ersten multimedialen Handschuh mit Touchscreen. Die Koreaner müssen sich die Aprilscherz-Idee allerdings mit dem Wettbewerber HTC teilen: Auch die präsentieren zum 1. April mit "HTC Gluuv Beta" eine Art Roboter-Handschuh mt "Social Fingerz" und 87,2-Megapixel-"Selfie"-Kamera im Handrücken.

Ein Online-Händler stellt "iPups" vor. "Die weltweit erste Bluetooth Windelkontrolle via iPhone App" sorge dafür, dass Eltern "nie wieder an stinkenden Windeln schnüffeln" müssen. Eine "volle Social Media Anbindung" biete die App auch: "Teilen Sie den Windelstatus mit Ihren Freunden auf Facebook". Wer auf den Bestellt-Button drückt, erfährt: "Dieser Artikel kann derzeit nicht bestellt werden". Noch so ein Scherz...

Telekom will Datenleitungen "freispülen"

Unter der Web-Adresse www.nsa-hessen.de sucht ein "international tätiges Unternehmen in der Daten-Branche" nach einem Übersetzer Hessisch/Deutsch - ein quer über der Seite liegendes Banner klärt am Dienstag auf: "April, April!" Auf den NSA-Skandal spielt auch die IT-Newssite golem.de an: Um ausländischen Geheimdiensten die Spionage zu erschwerden, werde in Berlin das alte Rohrpost-System wieder aktiviert.

Auch das Technik-Portal Heise.de reiht sich ein in die Aprilscherz-Riege - mit einem Beitrag zur "Kabelverstopfung". Die Deutsche Telekom ändere demnach ihre Strategie gegen den "Skin-Effekt" in Datenkabeln, bei denen die Kunden aufgerufen werden, beim "Freispülen der Datenleitungen" zu helfen. Nest, der jüngst von Google übernommene Hersteller elektronischer Thermostate, veröffentlichte am 1. April ein Video mit einem Flugzeug-Aprilscherz. Dazu gewann das Unternehmen gar Richard Branson, Multimillionär und Chef der Fluglinie "Virgin". Inhalt des Filmchens: Fluggäste von Bransons Fluglinie finden künftig Thermostate an jedem Flugzeugsitz und könnten sich ihr Klima so individuell jeder Weltregion anpassen.

Touchscreen optimiert für Katzenschnauzen

Unterdessen wirbt der Internet-Konzern Viacom auf der Facebook-Seite "24kitten" für sein neues Internet-TV-Format "CatTalent" und ruft dazu auf, "postet uns jetzt Euro Katze und ihre Kunststücke". Laut dem Branchendienst Meedia handelt es sich dabei um einen Aprilscherz.

Apropos "Cat-Content": Der Browser Opera soll laut dem Blog coastbyopera.com nun auch für die Touchscreen-Bedienung durch Katzenschnauzen optimiert sein. Alles klar?

Schokoladentafel-Produzent wirbt für Mett-Schokolade

Der Suchmaschinenriese Google bietet in seinem "offiziellen Google Produkt-Blog" neue Photo-Effekte für das Netzwerk Google Plus an. Nutzer sollen damit Fotos so bearbeiten können, dass der Sänger und Schauspieler David Hasselhoff mit auf dem Bild auftaucht. Das Technik-Blog t3n meldete zudem, dass Google nun "ein Mini-Spiel" auf sein Kartenangebot Google-Maps integrieren würde: "Nutzer können auf der ganzen Welt nun Pokemon suchen". Wer's glaubt...

Wer Wurstpralinen für einen Aprilscherz hält, liegt falsch. Wer an diesem Dienstag im Laden nach Mett-Schokolade fragt, hat sich dagegen in den April schicken lassen. Und zwar vom Schokoladentafel-Produzent Ritter Sport. Das Rabattkarten-Unternehmen Payback setzt am Dienstag auf Wortwitz: "Kunden sammeln künftig Striche statt Punkte", heißt es in eine Pressemitteilung vom - na, klar - 1. April.

ARD bietet "Die schönsten Brennpunkte" auf DVD

Während deutsche Tageszeitungen in punkto Aprilscherz zurückhaltend agieren, zeigen sich britische Medien als wahre Aprilscherz-Fans. So rief das Boulevardblatt "The Sun" am Dienstag den "Frackingham Palace" aus, weil die Queen dort angeblich nach Gasvorkommen bohren lässt. Und die "Daily Mail" zeigt ein Foto der künftigen britischen Nationalflagge - falls Schottland seine Unabhängigkeit erklärt. Nicht die einzige Schlagzeile.

Mit dem Motto "Scheiben für die Ewigkeit" mischt auch die ARD am Dienstag in der Aprilscherz-Liga mit und zeigt Selbstironie. Sie präsentiert auf tagesschau.de die erste "Sammeledition" der ARD-"Brennpunkt"-Sendungen. "Den Anfang macht die Sonderserie 'Vier Jahreszeiten", heißt es dort. Enthalten sind unter anderem DVDs mit den Titeln "Kälte im Winter" und "Pollen im Frühjahr". Und der Langenscheid-Verlag bietet zum 1. April "Universal-Wörterbücher für Linkshänder" an. "Das Angebot gilt aber nur heute!"