Köln. “Wenn ich so hemmungslos wäre wie die Frauen in meinen Sketchen, wäre ich allein, dann hätte ich keine Freunde mehr“. Comedy-Star Martina Hill, bekannt aus der “heute-show“, und den Sendungen “Switch Reloaded und “Knallerfrauen“, über Privates, Fernsehen und Inspiration.
Martina Hill (39) hat sich in die erste Reihe deutscher Comedians vorgearbeitet, im Ensemble von „heute-show“ und „Switch Reloaded“, aber auch in ihrer Sketch-Comedy „Knallerfrauen“. Jürgen Overkott sprach mit ihr.
Gehören auch Sie zu den „Knallerfrauen“?
Martina Hill: Hm, ich selbst bezeichne mich nicht als Knallerfrau; das sollen andere beurteilen. Jede Frau kann eine Knallerfrau sein, sie muss keine Ärztin sein oder Weltmeisterin im Kick-Boxen. Es kann auch eine ganz normale Mutter sein, die ihren Alltag meistert. Eine Frau, die sich nicht verbiegen lässt – das ist für mich eine Knallerfrau. Und die bin ich manchmal auch.
Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre „Knallerfrauen“?
Hill: Ich mache das nicht allein, wir sind ein Team. Wir setzen uns zusammen und lesen uns gegenseitig unsere Geschichten vor und sammeln Ideen. Dafür lassen wir uns viel Zeit. Und ich selbst gucke mich um, was bei meinen Freunden passiert, bei meinen Bekannten, in meinem Umfeld. Ich schreibe mir das dann auf, und wenn wir alle drüber lachen können, dann landet's in der Sendung. Viele Sachen passieren übrigens auch am Set, spontan, in Situationen, in denen man gar nicht damit rechnet.
Müssen Ihre Freunde und Bekannte Angst vor Ihnen haben?
Hill: Wenn ich so hemmungslos wäre wie die Frauen in meinen Sketchen, wäre ich allein, dann hätte ich keine Freunde mehr.
Sie sind zurückhaltend.
Hill: Na ja, das ist eine Seite von mir. Ich kann aber auch anders. Ich habe auch eine Tendenz zum Durchknallen. Meine Figuren hole ich schon aus mir heraus, aber natürlich sind das bloß Rollen. Ich bin nicht den ganzen Tag die Spaß-Kanone; das wäre ja auch anstrengend.
Brauchen Sie eine Anlaufzeit, damit die Gag-Maschine rollt?
Hill: Wenn ich mich wohl fühle, der Sache vertraue und vor allem Lust darauf habe, dann braucht es keine besondere Anlaufzeit, dann komme ich von ganz allein in Fahrt.
Witzigkeit kennt keine Grenzen.
Hill: Nö, eigentlich nicht. Humor darf fast alles. Gerade im Kreativprozess wäre es falsch, sich selbst Grenzen zu setzen. Erst mal muss alles möglich sein. Aber klar, wenn man Ideen ausarbeitet, stößt man hin und wieder dann doch an welche. Ich habe da meine eigene intuitive Grenze. Solange ich die spüre, weiß ich, dass ich mich nicht blamiere.
Haben Sie eine innere Warnlampe?
Hill: Ja, mein Bauchgefühl. Man muss nicht immer über die Stränge schlagen, laut und krawallig und derbe sein. Gut, manchmal hilft es, manchmal dient es der Sache, manchmal aber auch nicht. In so einer Sendung kommt es auf die Mischung an.
Die „Knallerfrauen“ wirken auf mich wie die Fortsetzung von Anke Engelkes „Ladykracher“ mit anderen Mitteln.
Hill: Finden Sie?
Ich hatte mit wütendem Protest gerechnet.
Hill: Nee, wieso? Damit verglichen zu werden, ist großartig. Ein Kompliment. Ich bin Anke-Fan und find' „Ladykracher“ super.
Es ist eine Sketch-Comedy, und es sind Frauen-Rollen.
Hill: Ja klar, da hamm wa was gemeinsam.
Wo liegen die Unterschiede?
Hill: Die „Knallerfrauen“-Sketche sind in der Regel realitätsnäher. Das Umfeld bleibt realistisch, die einzige, die ausbricht, bin ich. Bei „Ladykracher“ wird oft die ganze Welt ausgehebelt.
Was fanden Sie früher lustig?
Hill: Viele Sachen, die meine Eltern auch im Fernsehen gesehen haben: Dieter Hallervorden, Otto Waalkes, auch Hape Kerkeling. Das Fernsehen hat mich geprägt und natürlich meine Eltern.
Welcher Elternteil hat Sinn für Unsinn?
Hill: Beide haben Sinn für Unsinn. Bei uns zu Hause wurde immer viel gelacht, und das ist auch bis heute so.