Monsieur Gurlitt und das Geheimnis des Nazi-Schatzes“ – der französische Titel dieser sehenswerten Doku ist so hübsch abenteuerlich, da ist man gleich tief drin in dieser Geschichte um den Sohn eines deutschen Kunsthändlers, der für die Nazis Kunstwerke aufkaufte und zu Geld machte, viele den verfolgten Juden abgepresst. Über 1000 Kunstwerke hat Cornelius Gurlitt geerbt und in seiner Münchner Wohnung über Jahrzehnte versteckt – bis seine Sammlung beschlagnahmt wurde.
Zu deutsch läuft die Arte-Dokumentation als „Der seltsame Herr Gurlitt“ (heute, 21.50 Uhr) – und der müde Titel deutet an, dass wir uns dem Fall von der menschlichen Seite zu nähern versuchen. Ambitioniert, denn Herr Gurlitt erscheint ja wirklich seltsam: Einer, der im Halbdunkel mit seinen Bildern spricht. Ein Weltverlorener, der für den Einkauf von ein paar Tütensuppen eineinhalb Stunden braucht. Zum Glück weiß der Filmemacher Maurice Philip Remy, dass er so nicht durchdringen kann – und so wandelt sich die Doku schnell zu einer spannenden Recherche tief in die Familiengeschichte der Gurlitts.
Der Vater, er war ja selbst ein Verfolgter, ein Mischling 2. Grades, der in Nazi-Deutschland überleben musste. Der vielleicht dem ein oder anderen Juden mit dem Geld für Kunst die Flucht ermöglichte. Ein Kunstverrückter gewiss, aber auch ein Kollaborateur? Die Ermittler mussten feststellen, dass nur der kleinste Teil der Sammlung umstritten ist. Und Herr Gurlitt? Für den erscheint das Erbe mehr als Fluch denn als Schatz.