Duisburg.. Brustgeschirre für den Hund sind voll im Trend. Auch wenn der Mensch es gerne modisch schick hat, nicht alle Geschirre sind für jeden Hund geeignet. Wir erklären, worauf der Hundebesitzer beim Kauf von Halsband und Geschirr achten sollte.

Brustgeschirre für den Hund sind voll im Trend. So kommt uns beim Spaziergang ein Mops mit „Kampfhund“-Aufschrift entgegen gehechelt und ein Rottweiler mit „Schmusebacke“ – um mal beim Klischee zu bleiben. Auch wenn der Mensch es gerne modisch schick hat, nicht alle Geschirre sind für jeden Hund geeignet. Wir erklären, worauf der Hundebesitzer beim Kauf von Halsband und Geschirr achten sollte.

„Brustgeschirre sind grundsätzlich natürlich gut, weil sie den Kehlkopf und die Wirbelsäule des Hundes schonen“, sagt Melanie Fydrich, die in Duisburg eine Hundeschule führt. Ein Geschirr müsse aber richtig gut sitzen, ansonsten sei ein gutes Halsband vorzuziehen. Beim Kauf sollte im Laden schon ausprobiert werden, wie sich bei Zug das Geschirr am Körper des Hundes verhält. Wird der Druck gut verteilt? Ist der Sitz optimal, also verrutscht es nicht? „Die Gurte sollten möglichst gut gepolstert und breit sein, damit sie nicht einschneiden“, rät Clarissa Kuenen, die in ihrem Tierbedarfsgeschäft in Duisburg auch Geschirre und Leinen verkauft.

Melanie Fydrich und Clarissa Kuenen empfehlen das ganz normale „Standardmodell“, das je nach Hersteller schon um die zehn Euro zu haben sei. Standard heißt: der klassische Brust- und Bauchgurt. „Eine Kleinigkeit auf die man hier schon achten kann ist, dass der Steg am Rücken mit dem Bauchgurtsteg fest verbunden ist“, sagt Kuenen. Ansonsten verrutscht das Ganze, wenn sich der Hund bewegt und belastet Stellen, die für den Druck nicht geeignet sind. Erweiterte Modelle haben am Rücken des Hundes noch eine Überkreuzung, die den Druck noch besser verteilen soll.

Gefragt sind Norwegermodelle

Sehr gefragt sind die so genannten Norwegermodelle, eine Sportvariante des Geschirrs. Sie haben vorn einen breiten Brustgurt und einen zweiten Steg, der direkt hinter den Vorderläufen anliegt. Der Norweger ist auf jeden Fall leichter anzuziehen als ein Standardmodell.

„Ich sehe hier aber den Nachteil, dass sich vor allem schreckhafte Hunde mit einem gezielten Rückwärtsgang aus dem Geschirr leichter lösen können“, sagt Melanie Fydrich. Dies könne bei den Standardmodellen nicht so leicht passieren. „Ansonsten gibt es für ängstliche Hunde auch noch ein Sicherheitsgeschirr mit einem Drei-Gurt-System.“

Nicht jeder Hund findet Brustgeschirre toll

Es gibt aber auch Vierbeiner, die sich mit Brustgeschirren einfach nicht anfreunden können und auch schlechter an der Leine laufen. „Wenn der Hund sich zum Beispiel mit Geschirr nicht gern hinlegt, ist das für mich ein Zeichen dafür, dass er sich nicht wohlfühlt“, so Trainerin Fydrich. In der Hundeschule empfiehlt sie den Hundebesitzern das variable Arbeiten mit Halsband und Geschirr. Leinenrowdys das richtige Spazierengehen beizubringen, fordert vor allem den Besitzern viel Konsequenz und Durchhaltevermögen ab: „Das haben wir Menschen aber nicht immer. Wenn ich also weiß, dass ich heute nicht gut drauf bin oder lange mit dem Hund wandern gehe, lege ich ihm ein Brustgeschirr um.“ Das soll dem Tier signalisieren: Heute arbeiten wir nicht, sondern du kannst locker laufen.

Würgehalsbänder schaden dem Tier

Um an der Leinenführigkeit zu arbeiten und eine intensivere Kommunikation zu erlauben, wäre ein gutes Halsband geeigneter. Gut sei ein Halsband, wenn es möglichst breit ist, um den Druck auf den Hals zu verteilen. Deswegen seien so genannte Retrieverleinen (Leine und Halsband sind aus einem Guss) für Hunde, die nicht entspannt an der Leine gehen, nicht geeignet. Die Halsung sei zu dünn und schneide ein. Ein Halsband sollte nie zum Strafen benutzt werden. „Ruckartig zurückziehen ist schädlich für den Hund und bringt keinen Erfolg.“ Der Hund verknüpfe das Zurückziehen nicht mit seinem Vorwärtsdrang. „Es erzeugt auf Dauer eher nur noch mehr Gegendruck“, sagt Melanie Fydrich. Der Hund sollte stattdessen mit dem Körper des Besitzers begrenzt werden. Ziel ist es, dass der Hund bestenfalls hinter Frauchen oder Herrchen läuft und die Leine locker durchhängt.

Immer noch gibt es Hundebesitzer, die meinen, mit Würgern ohne Stopp, so genannten Endloswürgern oder Stachelhalsbändern, ihr Tier zu beherrschen. „Man sieht diese Halsbänder offensichtlich nicht mehr so häufig, was auch daran liegt, dass einige Hersteller dazu übergangen sind, es mit einem Stoffüberzug zu kaschieren“, sagt Clarissa Kuenen. So umgehen die Besitzer Kritik an ihrer Erziehungsmethode. Der Erfolg dieser Mittel sei mehr als fragwürdig. „Die Hunde härten gezwungenermaßen ab, die Halsmuskulatur verhärtet sich durch das ständige Anspannen.“ Die meisten Hunde seien dann ein Fall für den Physiotherapeuten.