Essen. Demnächst konkurrieren die beiden TV-Produzenten Nico Hofmann und Oliver Berben erstmalig mit demselben Stoff gegeneinander: Sie arbeiten das Schlecker-Drama jeweils in einem Spielfilm auf. Wobei Berben dem Mitbewerber derzeit eine Nasenlänge voraus ist.

In Deutschland gibt es mehr als 200 Fernsehproduzenten. Aber nur zwei von ihnen machen aus Zeitgeschichte Quoten-Kracher: Nico Hofmann und Oliver Berben. Hofmanns jüngster Coup war der ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“, der international für kontroverse Diskussionen sorgte. Berben landete ebenfalls mit einem ZDF-Dreiteiler zumindest national einen Fernsehhit: mit „Das Adlon“. Demnächst konkurrieren die beiden TV-Giganten erstmalig mit demselben Stoff gegeneinander: Sie arbeiten das Schlecker-Drama jeweils in einem Spielfilm auf. Wobei Berben dem Mitbewerber derzeit eine Nasenlänge voraus ist.

Der 42-jährige Sohn von Schauspielerin Iris Berben hat vor Kurzem schon den Drehstart für sein Projekt gemeldet. Es trägt den Arbeitstitel „Die Abrechnung“. Der Film soll als Zweiteiler im ZDF laufen, wie der Sender in Mainz mitteilte. Berben setzt in jeder Hinsicht auf Prominenz. Regie führt der mehrfach ausgezeichnete Dror Zahavi. Das Drehbuch lieferte Kai Hafemeister („Der Rücktritt“). Große Namen stehen auch vor der Kamera: Robert Atzorn, Lisa Martinek, Josefine Preuß, Florian Lukas, Benjamin Sadler und nicht zuletzt Armin Rohde.

Berben verspricht einen Film, der das Sterben eines Drogerie-Imperiums aus mindestens zwei Perspektiven erzählt: aus der Sicht der Eigentümer-Familie, die um ihr Unternehmen kämpft, und aus der Sicht einer jungen Verkäuferin, die ihr Recht fordert. Der Einzelhandelsmulti gehört einem fiktiven Unternehmer namens Max Faber, hinter dem sich, kaum verhüllt, Anton Schlecker verbirgt.

Perfekte Voraussetzungenfür einen Spielfilm

Die Schlecker-Pleite schockte vor zwei Jahren die Republik. Sie kam überraschend, und sie erschütterte die Wirtschaftswelt wie ein Erdbeben. Der Billigheimer aus dem Schwäbischen hatte 36  000 vorwiegend weibliche Beschäftigte. Nur zwei Jahre vor der Pleite machte das europaweit auftretende Unternehmen ein Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro. Binnen kürzester Zeit war alles aus. Von Management-Fehlern war die Rede. Tausende Mitarbeiterinnen standen vor dem Nichts. Mit der Pleite fand ein kleines Wirtschaftswunder, das 1975 begonnen hatte, ein jähes Ende. Die einst allgegenwärtige Marke verschwand aus den Städten. Viele der leerstehenden Ladenlokale sind immer noch nicht neu vermietet.

Kein Wunder,  dass bei der Schlecker-Pleite noch immer Emotionen hochkochen – perfekte Voraussetzungen für eine Aufarbeitung in einer Spielfilm-Handlung. Sie darf sich Freiheiten nehmen, die einer sachlichen Dokumentation verboten sind.

Und Hofmann? Noch lässt sich der 54-jährige Chef der Produktionsfirma Ufa Fiction nicht in die Karten blicken. Eine Drehstart-Meldung gibt es noch nicht. Sein Vorhaben jedoch sickerte bereits im vorigen Sommer durch. Demnach will Hofmann den Fall Schlecker als gallige Komödie erzählen – für RTL. Er will die Tragödie aus der Sicht von fünf Frauen erzählen, die sich im Berliner Arbeiter-Kiez Moabit gegen die Schließung ihrer Schlecker-Filiale zur Wehr setzen. Und einen Namen lancierte Hofmann auch schon: Katharina Thalbach, die sich als Mutter Courage des Einzelhandels perfekt eignet.

Ob Hofmann oder Berben am Ende beim Publikum besser ankommen, steht naturgemäß dahin.