München.. Am Donnerstag wird es spannend für Uli Hoeneß: Muss der Bayern-Boss ins Gefängnis, kommt er mit Bewährung davon — oder wird das Verfahren eingestellt? Letzteres gilt zwar als unwahrscheinlich. Aber am dritten und vorletzten Verhandlungstag strotzte Hoeneß' Anwalt geradezu vor Selbstbewusstsein.

Nun scheint es im Hoeneß-Prozess doch ganz schnell zu gehen. Bereits für Donnerstag werden die Plädoyers und das Urteil für den Bayern-Boss erwartet. Urteil? Oder vielleicht doch eine Einstellung des Verfahrens wegen der Selbstanzeige? Hoeneß’ Verteidiger Hanns W. Feigen jedenfalls strotzt an diesem dritten Verhandlungstag geradezu vor Selbstbewusstsein: „Die Tat war nicht vor der Selbstanzeige erkannt. Forget it!”, sagt er und verlässt mit dramatischem Schwung den Saal.

Es bleibt also hochspannend im Prozess um die hinterzogenen Steuermillionen des Uli Hoeneß vor dem Münchener Landgericht. Denn wenn das Gericht unter dem Vorsitzenden Rupert Heindl davon ausgegangen wäre, dass die Selbstanzeige wirksam war, hätte es den Prozess erst gar nicht eröffnet.

Am Dienstagabend saßen die Richter jedoch noch lange zusammen, um die Zahlen zu überprüfen, die von der Rosenheimer Steuerfahnderin Gabriele H. tagsüber vorgelegt worden waren. Diese hatte einen Betrag von 27,2 Millionen Euro errechnet, den Uli Hoeneß in den Jahren 2003 bis 2009 dem Finanzamt verschwiegen hat.

Und, so bestätigt es Heindl, mit diesem Betrag, den man lediglich leicht korrigierte, wird das Gericht auch arbeiten „für den Fall einer Verurteilung des Herrn Hoeneß”.

Hoeneß-Anwalt Feigen: "Wir sind ja nicht dämlich!”

Zwei Zeugen werden an diesem Morgen gehört, ein EDV-Spezialist des Rosenheimer Finanzamtes und der Betriebsprüfer, der Hoeneß für die Jahre 2007 bis 2010 kontrollierte. Doch zuvor meldet sich noch einmal Hanns W. Feigen, Hoeneß’ Anwalt, mit einer Erklärung zu Wort.

Und es sprudelt geradezu aus ihm heraus, er will loswerden, was ihn offensichtlich sehr verärgert hat. Sämtliche Zahlen, die am Dienstag von der Rosenheimer Steuerfahnderin genannt wurden, also die 27,2 Millionen Euro, seien in Hoeneß’ Selbstanzeige enthalten gewesen. Feigen: „Wir waren von diesen Zahlen nicht überrascht. Wir sind ja nicht dämlich!”

Alte Datei soll nur eine Seite gewesen sein

Zudem sei nicht korrekt, was manche Medien übermittelt hätten, dass bereits am 18. Januar 2013 brauchbare Daten der Schweizer Vontobel-Bank vorgelegen hätten, die der Staatsanwaltschaft hätten übergeben werden können. An diesem Tag, also einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, sei lediglich eine erste Unterlage auf jenen USB-Stick überspielt worden, der erst wenige Tage vor diesem Prozess von der Verteidigung an die Staatsanwaltschaft übergeben worden war.

Das bestätigt wenig später auch der EDV-Spezialist des Rosenheimer Finanzamtes Peter G. Das Datum "18.1.2014" auf der PDF-Datei bedeute einzig, dass an diesem Tag in der Vontobel-Bank eine Seite der Konto-Unterlagen von Hoeneß erstellt worden sei.

Betriebsprüfer Walter T. stellte Hoeneß Fußball-Fragen

Hoeneß' Betriebsprüfer, der Finanzbeamte Walter T., erläutert anschließend noch, wie Uli Hoeneß mit Devisen-Termingeschäften in Deutschland spekulierte, wie er auf Kursschwankungen setzte zwischen Dollar und Euro, Schweizer Franken und Euro oder Schweizer Franken und US-Dollar. „Diese Spekulationen hat Herr Hoeneß in ähnlicher Form in Deutschland durchgeführt wie im Ausland. Ich habe einen Einblick gehabt in die Selbstanzeige. Es gab gute Jahre, es gab böse Jahre”, so der 50-Jährige.

Als Betriebsprüfer sei er auch bei Hoeneß zuhause in Bad Wiessee gewesen, habe nicht nur mit dessen Steuerberater, sondern auch zu Hoeneß persönlich Kontakt gehabt. „Wie sah der aus?”, will Richter Heindl da wissen. „Ich hab ihm Fußball-Fragen gestellt!”, antwortet Walter T., was natürlich für Schmunzeln im Saal sorgt.

Nur knapp eineinhalb Stunden dauert dieser Verhandlungstag, Uli Hoeneß absolviert ihn schon beinahe routiniert. Ehefrau Susanne wie immer an der Seite. 40 Jahre sind die beiden verheiratet. Auch am heutigen Donnerstag wird sie da sein. Wenn es ernst wird für ihren Ehemann.