München. Kurzer dritter Tag im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß: Schon nach anderthalb Stunden war die Verhandlung vor dem Landgericht München am Mittwoch vorbei. Das Gericht hat angekündigt, sich beim Urteil am Donnerstag auf die deutlich höhere Steuerschuld von 27 Millionen Euro zu beziehen.

Am dritten Prozesstag ging plötzlich alles ganz schnell: Schon nach zwei Zeugenaussagen war die Verhandlung am Mittwoch beendet. Zuvor hatte das Gericht noch zwei Zeugen gehört — einen EDV-Experten des Finanzamtes Rosenheim und einen Betriebsprüfer. Das Urteil soll am Donnerstag fallen, wenn es keine weiteren Beweisanträge gibt.

Hoeneß drohen im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) ist Bewährung nur bei "gewichtigen Milderungsgründen" denkbar. Wurden Steuern in Millionenhöhe hinterzogen, ist laut BGH eine Haftstrafe fällig — Bewährung scheidet im Normalfall aus. In besonders schweren Fällen sind Haft von sechs Monaten bis zu zehn Jahre Gefängnis vorgesehen.

Am Vorabend hatte der Bayern-Boss noch im Stadion gesessen und den Einzug seines FC Bayern ins Viertelfinale der Champions League gesehen. Ein 1:1 gegen den FC Arsenal hatte gereicht. Nur Stunden zuvor hatte sich im Prozess herauskristiallisiert: Hoeneß soll 27 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben.

Verteidigung akzeptierte neu bezifferte Steuerschuld

Uli Hoeneß gönnte sich nach dem zweiten Prozesstag einen Stadionbesuch.
Uli Hoeneß gönnte sich nach dem zweiten Prozesstag einen Stadionbesuch. © dpa | Unbekannt

Nach den spektakulären Enthüllungen über weitere Millionen an Steuerschulden hatte der dritte Verhandlungstag wieder mehr Schaulustige angelockt. Die Zuschauer-Schlange vor dem Justizpalast war am Mittwochmorgen deutlich länger als noch am Vortag, als eine Steuerfahnderin vor Gericht aussagte, der Präsident des FC Bayern habe mindestens 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen — 23,7 Millionen mehr als die Staatsanwaltschaft ihm in ihrer Anklage überhaupt vorwirft.

Die Verteidigung hat am Mittwoch die neu bezifferte Steuerschuld akteptiert. "Die Zahlen hält die Verteidigung für sachgerecht, da zweifeln wir nicht dran", sagte Hoeneß' Anwalt Hanns W. Feigen. Die Zahlen gehen aber seiner Ansicht nach auch aus der Selbstanzeige vom 18. Januar 2013 hervor.

Auch Richter Rupert Heindl betonte: Das Gericht werde bei der Urteilsfindung (vermutlich am Donnerstag) von den neuen Zahlen von 27 Millionen Euro ausgehen — und nicht von den 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß ursprünglich in der Anklage vorgeworfen wurden. Die Richter müssen nun entscheiden, ob sie die Selbstanzeige als vollständig und damit rechtmäßig werten. Die befragte Steuerfahnderin hatte am Dienstag erklärt, Hoeneß hätte Fristen zur Vorlage ausstehender Unterlagen verstreichen lassen.

Am Mittwoch waren zudem zwei weitere Zeugen gehört worden, die ursprünglich nicht auf der Zeugenliste standen. Ein EDV-Experte des Finanzamts Rosenheim äußerte sich zu einem von Hoeneß übergebenen USB-Stick mit Kontodaten. Außerdem wurde der Betriebsprüfer gehört, der die von Hoeneß in Deutschland betriebenen Finanzgeschäfte geprüft hat.

Grüne und FDP wollten Angela Merkel als Zeugin

Spitzenpolitiker von Grünen und FDP hatten eine Zeugenaussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Steuerprozess gegen FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß gefordert. Wenn Merkel Hoeneß über das Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz vorab informiert habe, "wirft das viele Fragen auf", sagte Grünen-Chefin Simone Peter der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch. Dazu müsse Merkel öffentlich Stellung beziehen. Damit "könnte sie auch eine wichtige Zeugin" im Prozess gegen Hoeneß sein, sagte Peter.

Der bayerische FDP-Chef Albert Duin äußerte sich ähnlich: "Wenn Hoeneß von Merkel über das Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz informiert worden ist, muss auch die Kanzlerin in den Zeugenstand", sagte er der Zeitung. Das noch von der schwarz-gelben Bundesregierung angestoßene Steuerabkommen mit der Schweiz war vor über einem Jahr nach monatelangem Ringen am Widerstand von SPD und Grünen im Bundesrat gescheitert. Es hatte vorgesehen, dass Steuersünder im Gegenzug für die Nachversteuerung Straffreiheit genießen sollen.

(afp/dpa)

Hoeneß gönnt sich Stadionbesuch

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Vom Gericht auf die Tribüne: Uli Hoeneß besuchte das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Arsenal.
Vom Gericht auf die Tribüne: Uli Hoeneß besuchte das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Arsenal. © imago/Eibner | imago/Eibner
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