Kuala Lumpur. Das verschollene Passagierflugzeug der “Malaysia Airlines“ gibt den Behörden weiter große Rätsel auf. Mindestens zwei Passagiere waren wohl mit falschen Pässen unterwegs. Die Suche nach der Boeing wurde am Sonntag fortgesetzt - bislang ohne Erfolg. Radaraufzeichnungen lassen vermuten, dass die Maschine vor dem Verschwinden umkehrte.

Trotz intensiver Suche mit Flugzeugen und Schiffen fehlt von der vor Vietnam verschwundenen Maschine mit 239 Menschen an Bord weiter jede Spur. Schiffe hätten zwar die Region vor der Südspitze Vietnams erreicht, in der Suchflugzeuge am Samstag Ölspuren gesichtet hatten, sagte der stellvertretende vietnamesische Transportminister Pham Quy Tieu. "Die Ölspuren zu finden ist aber schwierig, weil das Gebiet so groß ist", sagte er. "Wir haben bislang absolut nichts gefunden", sagte der Vize-Chef der malaysischen Behörde für Zivilluftfahrt, Azhaddin Abdul Rahman, am Sonntag.

Auch ein möglicher Terroranschlag ist im Visier der Ermittler. "Wir schließen nichts aus", sagte Rahman. Der Verdacht kam auf, weil offenbar mindestens zwei Passagiere ihre Flugtickets mit gestohlenen Pässen kauften. Ein Italiener und ein Österreicher, deren Namen auf der Passagierliste standen, meldeten sich. Sie berichteten Reportern in ihren Heimatländern, dass ihnen vor ein, zwei Jahren Pässe gestohlen worden waren.

Die Identität zweier weiterer europäischer Passagiere werfe Fragen auf, sagte Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein. "Wir überprüfen die gesamte Passagierliste", sagte er bei einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur.

Funkkontakt brach vor vietnamesischem Luftraum ab

Die Unglücksursache gibt den Ermittlern Rätsel auf. Das Flugzeug der Malaysia Airlines hatte nach bisherigen Angaben keinen Notruf abgesetzt, das Wetter in der Region war gut und der Pilot ein erfahrener Mann. Die Boeing 777-200 war am frühen Samstag in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur in Richtung Peking gestartet. Der Funkkontakt brach nach zwei Stunden kurz vor dem vietnamesischen Luftraum ab.

Bei der Suche gibt es unterdessen womöglich einen neuen Anhaltspunkt: Es gebe Anzeichen in den Radaraufzeichnungen, dass die Maschine mit 239 Menschen an Bord kurz vor ihrem Verschwinden möglicherweise umgekehrt sein könnte, teilte das malaysische Militär am Sonntag mit. Dies wäre insofern überraschend, weil die Piloten keine Probleme meldeten und keinen Notruf absetzten, bevor der Kontakt abriss.

Das Suchgebiet wurde daher mehr als 24 Stunden nach dem Verschwinden der Maschine auf die Westküste Malaysias ausgeweitet. Bislang wurde vermutet, dass sie vor Vietnam ins Meer gestürzt ist. 40 Schiffe und 22 Flugzeuge sind inzwischen an der Suche beteiligt.

"Ungewöhnlicher Gegenstand" im Meer entdeckt

Aufklärer haben dabei offenbar einen "ungewöhnlichen Gegenstand" im Meer treiben sehen. Das teilten die vietnamesischen Such- und Rettungsbehörden am Sonntag mit. Malaysia habe Vietnam gebeten, schnellstmöglich ein Schiff und einen Hubschrauber in die Region zu schicken. Die Fundstelle lag nach diesen Angaben rund 100 Kilometer vor der Insel Tho Chu an der Südspitze Vietnams. Um was es sich bei dem Gegenstand im Meer handelte, war unklar.

Angehörige haben laut Medienberichten kurz einen Kontakt zu einem Handy aus dem vermissten Flug MH370 von Kuala Lumpur aufgenommen. Nach Berichten mehrere chinesischer Fernsehsender soll das Telefon bei dem Anruf kurz geklingelt haben, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. "Wir werden den Hinweisen nachgehen", sagte ein Vertreter von Malaysia Airlines am Sonntag vor Journalisten in Peking. Er äußerte sich jedoch nicht näher, ob sich über das Handy der Ort des vermissten Flugzeuges näher eingrenzen lassen könnte.

Behörden werten Aufnahmen der Sicherheitskameras aus

Die Behörden nahmen derweil die Videos von Sicherheitskameras am Flughafen von Kuala Lumpur unter die Lupe. Die US-Bundespolizei FBI habe ihre Hilfe bei der Untersuchung angeboten, berichtete der Sender CNN. Die "Los Angeles Times" schrieb, sie könnten schauen, ob beim Einchecken oder Einsteigen Verdächtige des Terrornetzwerkes Al Kaida zu sehen seien. Die US-Behörden ermitteln, weil an Bord auch Amerikaner waren. Die "New York Times" zitierte nicht genannten Geheimdienstler mit den Worten: "Die gestohlenen Pässe sind zwar interessant, bedeuten aber nicht zwingend, dass es sich um einen Terroranschlag handelte."

Das US-Verteidigungsministerium habe Aufnahmen aus einem Überwachungsprogramm geprüft, die weltweit Lichtblitze aufzeichnet, berichtete die "New "York Times". In der Region habe es aber zum fraglichen Zeitpunkt keine Anzeichen einer Explosion gegeben.

Ein malaysischer Sicherheitsexperte zog einen Vergleich zu dem Absturz 1988 von PanAm-Flug 103 über Lockerbie in Schottland. 261 Menschen kamen ums Leben. Die Maschine verschwand damals auch ohne Anzeichen von Problemen vom Radar. Wie sich herausstellte, explodierte eine Bombe an Bord. Malaysias Verkehrsminister warnte aber vor voreiligen Spekulationen. (dpa/rtr)