Drei Jahre nach der Atomkatastrophe hat sich n-tv-Reporterin Nadja Kriewald in Fukushima, Japan, vor Ort umgesehen. Verdienstvoll ist, dass die RTL-Nachrichtentochter über die Aufarbeitung der Katastrophe berichtet. Und dennoch stellt die Reportage nicht vollends zufrieden.
Im Nachmittagsprogramm der großen Sender hat das Grauen einen Namen. Aber macht es kaum einen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem und werbefinanziertem Programm. Gibt es einen Ausweg aus der Vorhölle der seichten Unterhaltung? Die Antwort lautet: ja.
Bei Phoenix, natürlich, ist das Publikum auf der sicheren Seite. Um 15.15 Uhr präsentiert Michael Stocks Rio de Janeiro als „Die wunderbare Stadt“ – nicht unclever platziert im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft. Die eigentliche Überraschung aber bietet n-tv.
Giftsäcke werden zuweilen oberirdisch abgestellt
Die RTL-Nachrichtentochter wartet in der „Auslandsreportage“ um 15.10 Uhr mit einem Bericht aus Fukushima auf – fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Atomkatastrophe. Nadja Kriewald stellt in Japans Hauptstadt Tokio ernüchtert fest, dass ihre jungen Gesprächspartner weitgehend zur Tagesordnung übergegangen sind. Erschreckend sind aber auch die Bilder, die sie vom eigentlichen Unglücksort liefert: Boden-Entgiftung bedeutet augenscheinlich, radioaktive Gartenerde in Müllsäcke zu verpacken. Entweder werden sie anschließend kurzerhand im Boden vergraben und ober aber oberirdisch abgestellt.
Der Beitrag bietet guten Journalismus. Er soll nicht nur über Katastrophen berichten, sondern auch über deren Bewältigung. Zudem darf sich Nadja Kriewald zugutehalten, nicht über Menschen gesprochen zu haben, sondern mit ihnen. Andererseits hat n-tv sehenden Auges eine Chance verschenkt. Der Report über Fukushima ist leider nur sieben Minuten lang. Schade. Das Thema hätte eine ganze Ausgabe getragen.