Hamburg. . Sie ist das neue Gesicht bei den „Tagesthemen“ und startet am Freitag ihre erste Sendung. Sie folgt Ingo Zamperoni. Ein Gespräch über ihren Vater, ihre türkischen Wurzeln, den Wert guter Freunde - und ihre Fähigkeit, ohne Lampenfieber in eine Sendung zu gehen.

Pinar Atalay folgt Ingo Zamperoni bei den „Tagesthemen“ der ARD. Am Freitag, 21.45 Uhr, meldet sich die 35-jährige Moderatorin zum ersten Mal aus dem Studio des angesehenen abendlichen Nachrichten-Magazins. Jürgen Overkott sprach mit ihr – und erlebte eine unaufgeregte Nachrichtenfrau.

Ich habe Sie beim Medienforum NRW gesehen und gedacht: Diese Frau hat eine Wissenslücke.

Pinar Atalay: Und die wäre?

Diese Frau kennt kein Lampenfieber.

Atalay: Nein, Lampenfieber nicht. Aber es gibt natürlich eine positive Aufregung, die kann ich nicht leugnen.

Sie können Ihre Aufregung nicht so zeigen.

Atalay: Aufgeregt sein ist negativ belegt. Positive Aufregung meint: Man ist da, man hat auch Adrenalin, aber es ist alles unter Kontrolle, zumal ich die Sendung den ganzen Tag lang begleite.

Wie macht sich positive Aufregung bemerkbar?

Atalay: ...durch eine besondere Gedankenschärfe, man ist 100-prozentig da.

Hätten Sie sich als Kind vorstellen können, später mal eine Nachrichtensendung zu moderieren?

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Atalay: Ich hatte zwar schon früh eine Nachrichten-Affinität, aber natürlich nicht schon als Kind. Als Kind habe ich überhaupt nicht daran gedacht, irgendwann mal ins Fernsehen zu kommen.

Wann wurde Ihr Nachrichten-Interesse geweckt?

Atalay: Als Teenager. Da ging es um Castor-Transporte, der erste Irak-Krieg brach aus. Parallel dazu waren das auch Themen im Politik- und Geschichtsunterricht. Bei mir wurde Interesse an Fragen geweckt wie: Was passiert auf der Welt? Wie funktioniert Politik?

Sind Sie Nachrichten-Junkie?

Atalay: Als Teenager war ich das natürlich nicht. Da interessiert man sich auch für andere Dinge. Heute gehört das zu meinem Job.

Klar. Aber was machen Sie im Urlaub? Können Sie das Smartphone aus der Hand legen oder an Kiosken vorbeigehen?

Atalay: Nein. Ich brauche das schon, dass ich jeden Tag meine Zeitung lese. Aber das hat für mich nichts damit zu tun, ein Nachrichten-Junkie zu sein. Apropos, woher wissen Sie, dass ich ein Smartphone habe?

Es wäre eine Überraschung, wenn Sie keins hätten.

Atalay: Ich schaue schon auf Apps, was so passiert ist.

Kommen Sie aus einer Familie, die sich für Politik interessiert?

Atalay: Ich habe mit meinem Vater viele Nachrichten geguckt. Es gehörte für uns dazu, gemeinsam um 20 Uhr die „Tagesschau“ zu sehen.

Sie haben türkische Wurzeln. Wie intensiv kennen Sie das Land Ihrer Eltern?

Atalay: Seit ich Baby bin, bin ich jedes Jahr da, in Istanbul. Wir haben Verwandte in der Türkei.

Mit welchen Gefühlen haben Sie die Bilder aus der Türkei gesehen, die in den letzten Monaten die Nachrichten bestimmt haben?

Atalay: Auch wenn ich Deutsch-Türkin bin, sehe ich mich als Nachrichtenfrau, die objektiv berichtet. Ich unterscheide mich von anderen Kollegen dadurch, dass ich beim Blick auf die Türkei einen besseren Hintergrund habe und manche Dinge vielleicht besser verstehe – so wie der Kollege Thomas Roth sich besser in den USA und die Kollegin Miosga besser in Russland auskennen.

Was wäre für Sie während einer Sendung ein Alptraum?

Atalay: Bei einer Nachrichten-Sendung muss man immer auf alles gefasst sein. Das macht die Spannung aus. Aber wir haben ein professionelles Team, wir sind gut gewappnet.

Wie bekommen nach einem anstrengenden Arbeitstag den Kopf wieder frei?

Atalay: Ich bin ein geselliger Typ, ich mag es, mit Freunden zusammenzusitzen und zu schnacken. Ich mag es aber auch, einen Tag mal ganz sachte angehen zu lassen.