Essen. Der aktuelle Fall von „Wilsberg“ ist nicht durchweg überzeugend. Aber es gibt auch Lichtblicke in dem quotenträchtigen Münster-Krimi. Herr Kaiser aus der Inkasso-Abteilung setzt dem eher biederen Fall immer wieder Glanzlichter auf.

Samstagabends sitzt manche Familie gern beim Krimi gemeinsam vor dem Fernseher. Es ist Karneval. Da sollten sie feiern. Oder mal wieder ins Kino gehen. Oder etwas spielen, kochen, reden, lesen... Jedenfalls eher nicht: Wilsberg gucken.

Dabei hat der von Leonard Lansink gespielte Münsteraner Antiquar und Privatdetektiv in der Folge „Mundtot“ (ZDF, 20.15 Uhr) sogar einen richtigen Mord aufzuklären. Die Kollegin, mit der Wilsbergs Kumpel Ekki Talkötter (Oliver Korittke) doch gerade noch erfolglos anzubändeln versuchte, liegt tot im Hof des Finanzamts.

Dass sie sich freiwillig aus ihrem Bürofenster stürzte, glaubt bald nicht einmal mehr die Polizei. Denn bei einer Revision im Amt tauchen Ungereimtheiten auf, eine Steuerakte ist spurlos verschwunden. Eifrige Prüfer haben bei den Falschen wohl zu genau hingeschaut. Als Mordverdächtiger ist schnell Ekkis Chef, der fiese Finanzamtsleiter Koch, ausgemacht.

Immer Ärger mit dem Finanzamt

Und wie es der Zufall so will, hat auch Wilsberg gerade Ärger mit dem Finanzamt. Weil er einen Kredit nicht zurückzahlen kann, rückt ein Beamter der Inkasso-Abteilung an: Thomas Loibl als Herr Kaiser, bester Mann im Film!

Er will die Bücher aus Wilsbergs Antiquariat pfänden. („Im Moment gibt’s für die Tonne Altpapier fast 80 Euro...“ ) Am Ende ist der Böse ganz ein anderer (aber keine Überraschung), stecken sowieso die Reichen alle unter einer Decke und geht es irgendwie immer ja auch um Sex.

Tatsächlich gibt es den ein oder anderen gelungenen Gag in diesem 42. Folge einer Serie, die sich immerhin seit fast 20 Jahren im Programm hält; neben dem Inkasso-Mann gefällt auch die schrullige Amtsärztin (Leslie Malton). Aber dieser „Wilsberg“ wirkt von Ekkis Haarfrisur bis zum Paternoster nicht nur aus der Zeit gefallen, sondern auch seltsam unentschieden.

Will er nun ernst genommen werden oder versteht er sich als Satire? Für ersteres sind die Charaktere zu überzeichnet und die Witze zu platt; für letzteres sollte man darauf verzichten, die wenigen guten Pointen auch noch langatmig zu erklären...

Müssen Beamte stets Büroklammern biegen?

Muss denn Ekkis Handy absolut vorhersehbar genau in dem Moment klingeln, als er sich im Schrank versteckt? Muss die adipöse Schreckschraube, die Wilsberg hartnäckig zu verführen versucht, Tigergemustertes und rote Haare tragen? Müssen Beamte Büroklammern biegen und Kaffeeautomaten stets defekt sein?

Erstaunlich, dass ausgerechnet der erst im vergangenen Jahr (für eine Bella-Block-Folge) ausgezeichnete Regisseur Martin Enlen für „Mundtot“ verantwortlich zeichnet. Es grenzt nur an absurdes Theater, wenn sich Wilsberg gefesselt in einem Keller wiederfindet und sein Kidnapper ihm mit dem Schlachterbeil in der Hand von Kalbsbries mit Knödeln vorschwärmt. Es bleibt leider: biedere Kost.