London. . Erosion an den Küsten, Krater im Landesinneren: Das Wetter setzt den Briten empfindlich zu. Der nasseste und stürmischste Winter seit einem Vierteljahrtausend nagt am Königreich. Die Zerstörung an der Küstenlinie durch Wasser und Wind sei etwa zehnmal so stark wie sonst üblich, sagt ein Experte.
Großbritannien schrumpft rasant. Der nasseste und stürmischste Winter seit einem Vierteljahrtausend nagt am Königreich: Über die letzten Monate hat man mehr Land durch die Erosion der Küsten verloren als in Jahren vorher. In diesem Winter, warnte Professor Gerd Masselink, Geomorphologe an der Universität Plymouth, sei die Zerstörungsarbeit von Wasser und Wind um das Zehnfache stärker: „Normalerweise zieht sich die Küstenlinie um 20 bis 30 Zentimeter zurück. Aber die ständigen Sturmwinde und Orkane fordern ihren Tribut. Wir werden zwischen zwei und drei Meter verlieren.“
An einigen Stellen ist es besonders schlimm. Die Sanddünen im nordenglischen Formby schrumpften an einem Dezembernachmittag um soviel wie sonst in zwei Jahren. Die Kreidefelsen im südenglischen Birling Gap bröckeln in den Stürmen und ziehen sich immer weiter zurück, sodass jetzt Häuser bedroht sind, die nah am Klippenrand stehen. „Die Geschwindigkeit der Erosion hier“, sagte Jane Cecil vom „National Trust“, der zuständig für den Küstenschutz zeichnet, „ist atemberaubend. Wir haben in den letzten zwei Monaten soviel Land verloren wie vorher in sieben Jahren.“
Der Sturm ermöglicht erstaunliche archäologische Funde
An der walisischen Küste zwischen Borth und Ynyslas haben die Stürme den Sand an den Stränden weggerissen und darunter einen versteinerten Wald aus der Bronzezeit freigelegt. Einheimische sehen jetzt angesichts der Überreste von 6000 Jahre alten Eichenstümpfen eine Legende bestätigt, die von einem mythischen Königreich unter den Wassern von Cardigan Bay erzählt.
Warum wird ausgerechnet das Königreich so gnadenlos und unablässig von den Stürmen heimgesucht? Die Meteorologen denken: Der Jetstream ist schuld. Weil in diesem Jahr dieser Windkanal, der in zehn bis 15 Kilometern Höhe Luftströmungen von bis zu 300 Stundenkilometern von Westen nach Osten leitet, sich südlich der Insel festgesetzt hat, wird ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen nach Großbritannien geleitet.
Nicht nur die Küste bröckelt - auch das Landesinnere
Nicht nur an den Rändern schrumpft das Reich, es zerbröckelt auch von innen. Allein im Februar haben sich an sechs verschiedenen Stellen Krater aufgetan. Im High Wycombe verschluckte einer einen Kleinwagen, in Hemel Hampstead musste ein Wohngebiet evakuiert werden, nachdem sich ein zwölf Meter tiefes Loch im Garten eines Hauses gebildet hatte. Und ein zehn Meilen langer Autobahnabschnitt auf der M2 in Kent wurde gesperrt, weil mitten in der zentralen Absperrung zwischen den beiden Fahrstreifen ein fünf Meter tiefer Krater erschien.