Mexiko-Stadt. . Ein Erfolg für mexikanische und amerikanische Ermittler: Der Chef des Sinaloa-Kartells, Joaquín „Chapo“ Guzmán, wurde in einem Hotel in der Hafenstadt Mazatlán festgenommen. Der Festgenommene gilt als meist gesuchter Drogenboss der Welt. 13 Jahre lang war er auf der Flucht vor der Polizei.

Es ist der größte Schlag gegen das organisierte Verbrechen in Mexiko in den vergangenen 20 Jahren. Der Chef des Sinaloa-Kartells Joaquín „Chapo“ Guzmán wurde am Samstag in ei­nem Hotel in der Hafenstadt Mazatlán im Norden Mexikos festgenommen. Der meistgesuchte Drogenboss der Welt sei bei in einer gemeinsamen Aktion von mexikanischen Marine-Einheiten und Vertretern der US-Antidrogenbehörde DEA festgenommen worden, bestätigte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam.

Die Identität Guzmáns sei mittels DNA-Proben „zu 100 Prozent“ bestätigt. Die Sicherheitskräfte hatten seit Jahresbeginn die Schlinge um den Kartellchef immer weiter zugezogen. Experten werten die Festnahme vor allem als einen großen politischen Erfolg für Präsident Enrique Peña Nieto, verneinen aber eine Schwächung der operativen Kraft des Kartells.

Laut Murillo Karam wurde Guzmán kurz nach Morgengrauen verhaftet, „ohne dass ein einziger Schuss fiel“. Mit ihm wurden weitere 13 Verdächtige festgesetzt. Auf Guzmáns Festnahme waren Kopfgelder von insgesamt sieben Millionen Dollar (5,1 Millionen Euro) in den USA und Mexiko ausgesetzt. Es ist der wichtigste Schlag gegen das mexikanische organisierte Verbrechen seit Guzmáns erster Festnahme am 9. Juni 1993 in Guatemala.

Seine Macht und sein Einfluss lassen sich vergleichen mit denen von Pablo Escobar, dem Boss des „Medellín-Kartell“, der 1993 in Me­dellín erschossen wurde. „El Chapo“, „Der Kleine“, war am 19. Januar 2001 die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande im mexikanischen Bundesstaat Jalisco gelungen.

Das größte und wichtigste Kartell

Seitdem führte er gemeinsam mit Ismael Zambada, genannt „El Mayo“ und Juan José Esparragoza, „El Azul“, das größte und wichtigste Kartell Mexikos. Die Jahresumsätze des „Sinaloa“-Syndikats mit illegalen Geschäften liegen nach Expertenangaben im zweistelligen Milliardenbereich. Die Mafia soll für 25 Prozent der Drogenlieferungen in die USA verantwortlich sein.

Guzmáns Kartell und die Erzfeinde der Mafia-Bande „Los Zetas“ werden für die überwiegende Zahl der Gewalttaten in Mexikos bereits mehr als zehn Jahre dauerndem Drogenkrieg verantwortlich gemacht. Den schweren Auseinandersetzungen sind seit 2001 mehr als 100.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Erste Bilder zeigten Guzmán kurz nach seiner Festnahme mit nacktem Oberkörper, mit Handschellen gefesselt und mit einigen Schnittverletzungen im Gesicht und am Oberkörper. Den ersten Angaben zufolge wurde Guzmán im Hotel „Miramar“ in Mazatlán überrascht. Er soll in Begleitung ei­ner Frau gewesen sein.

Experten für organisierte Kriminalität bezweifeln, dass das Kartell durch die Festnahme nachhaltig geschwächt sei. „Die Organisation wird von Ismael Zambada und Juan José Esparragoza weitergeführt. Sie ist hervorragend strukturiert. Es wird so weiter gehen wie bisher“, vermutet Anabel Hernández, Autorin mehrere Bücher über das „Sinaloa-Kartell“.

Mehr als nur Drogenhandel

Das „Sinaloa-Kartell“ ist heute in mehr als 54 Staaten vertreten und widmet sich 21 illegalen Aktivitäten. „Es ist längst keine Rauschgiftmafia mehr, sondern ein diversifiziertes Unternehmen des organisierten Verbrechens, das nur noch rund 50 Prozent seines Umsatzes mit Drogenhandel macht“, betont Buscaglia, Leiter des International Law and Economic Development Centre in Mexiko.