Mainz. . Die deutsche Bevölkerung wird im Schnitt immer älter. Es gibt folgerichtig immer mehr 100-Jährige. Und die sind zuweilen noch überraschend fit. Eine Doku aus der ZDF-Reihe „37 Grad“ stellt drei rüstige Herrschaften vor. Einer von ihnen kommt aus Herne.
Methusalem erlebte laut Bibel seinen 969. Geburtstag, und auch wir werden im Schnitt immer älter. Glatt verfünffacht hat sich die Zahl der 100-Jährigen in den letzten drei Jahrzehnten, was die Soziologen zu einer Warnung vor einer zunehmenden Vergreisung der Gesellschaft und das ZDF zu einer Expedition der besonderen Art animierte. Was hat so ein 100-Jähriger alles erlebt, und was können wir von ihm lernen, lautete der Arbeitauftrag für eine Doku, die in der lobenswerten Reihe „37 Grad“ (22.15 Uhr) unter dem Titel „100 ist doch kein Alter“ ausgestrahlt wird.
Drei Super-Senioren erzählten der Autorin Doro Plutte von Krieg und Frieden, Trauer und Glück, und die Beispiele, die ein Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts liefert, sind natürlich bewegend. Wer heute 100 ist, hat gleich zweimal mit ansehen müssen, wie die Welt in Schutt und Asche gelegt wurde, wie Familienmitglieder und Freunde, Kameraden und Nachbarn ihr Leben ließen. Wer heute 100 ist, hat sich aber auch immer wieder aufgerappelt, angepackt – überlebt! Und das nicht schlecht.
Große Dankbarkeit spricht aus den Erzählungen einer Helene Gysi, die mit ihrem Mann einen erfolgreichen Schuhladen führte und sich in den Fünzigern einen Porsche kaufte – als Frau! Auf den beruflichen Erfolg und die finanzielle Unabhängigkeit ist sie mächtig stolz („Ich habe mir auch immer was gegönnt!“). Und nachdem ihr Mann vor ein paar Jahren gestorben war, lernte sie wahrhaftig noch einmal jemand kennen. Im Reitstall. Der neue Partner ist 52 Jahre jünger, nicht alles kann mal also teilen, aber jeden Tag wird mindestens einmal miteinander getanzt.
Joachim Krahnen ist ähnlich wach, ein höchst erfolgreicher Finanzexperte, der über die Führung einer Privatbank, der Gründung einer Baumarktkette oder der Erfindung der Robinson-Klubs so ziemlich alles in Gold verwandelte, was er anpackte. Heute beklagt er den Leistungsdruck in der Gesellschaft, er vermisst die „Gemütlichkeit“, die der dritte Methusalem in diesem Film wunderbar vorlebt.
Glücklicher Heizer aus dem Revier
Josef Maciejak stammt aus Herne, arbeitete dort als Heizer und Maschinist und lebt heute in einem Kölner Altenheim. Offenbar glücklich, sollte man meinen, wenn man beobachten darf, wie der 102-Jährige vom Besuch eines Eishockeyspiels zurück kehrt und seinen besten Freund, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt, begeistert umarmt. Das sind schöne Bilder in einem annehmbaren Beitrag, der sich natürlich letztlich nicht über das schlichte Motto „Früher war alles besser“ zu erheben mag. Aber wie sollen 30 knappe Minuten 100 unglaubliche Jahre komplett abbilden?