Essen. Bei Lego ist ein Brandbrief eingegangen, der den Spielzeughersteller heftig dafür kritisiert wird, Rollenklischees zu befördern. Absender ist Charlotte Benjamin, ein siebenjähriges Mädchen, das erstaunlich klare Worte des Missfallens findet. Nicht das erste Mal, dass Lego am Gender-Pranger steht.

Pointierter hätte Alice Schwarzer es auch nicht formulieren können: Mit ein paar gepfefferten Sätzen hat ein siebenjähriges Mädchen dem Spielzeughersteller Lego gehörig die Leviten gelesen. Charlotte Benjamin beschwert sich über die Rollenklischees, die Lego mit seinen Figuren befördere.

So würden Lego-Mädchen zu Hause oder am Strand sitzen oder einkaufen und hätten keine Berufe. Lego-Jungs hingegen würden Abenteuer erleben, arbeiten, Menschen retten und sogar mit Haien schwimmen.

Charlottes Brandbrief an Lego verbreitet sich im Netz

Den in krakeliger Handschrift verfassten Brief haben Charlottes Eltern ins Internet gestellt. Tausende Menschen haben darauf reagiert und wünschen Charlotte auf ihrem Feldzug gegen Rollenklischees viel Erfolg.

Lego selbst hat nicht öffentlich auf den Beschwerdebrief reagiert. Das Unternehmen teilte lediglich mit, dass es jede Menge Botschaften erhalte und jede davon individuell beantworte. Die Kritik, dass Lego Rollenklischees befördere, wies der Hersteller zurück: Lego habe ein vielfältiges Angebot an Rollenbildern. Viele Sets enthielten Polizistinnen, Chirurginnen oder Wissenschaftlerinnen.


— SocImages (@SocImages) 28. Januar 2014

Legos Mädchen-Linie stand schon einmal am Pranger

Auch interessant

Es ist nicht das erste Mal, dass Lego in der Debatte um Geschlechterrollen am Pranger steht: Im Frühjahr 2012 hatte der Spielzeughersteller "Lego Friends" auf den Markt gebracht, eine Linie speziell für Mädchen. Die weitgehend in rosa gehaltenen Figuren brachten nicht nur Pädagogikexperten in Rage.

Lego Friends sei "ein Verbrechen an Mädchen", urteilte Maria Anna Kreienbaum, Didaktik-Professorin der Uni Wuppertal mit Schwerpunkt Geschlechterverhältnisse, damals. Solches Spielzeug sei nicht mehr zeitgemäß, pflichtete ihr Leonie Herwartz-Emden, Pädagogik-Professorin an der Universität Augsburg, bei. Charlotte Benjamin bringt es noch genauer auf den Punkt: "Ich wünsche mir von Ihnen, dass Sie mehr weibliche Legofiguren herstellen und diese auch Abenteuer erleben und Spaß haben lassen, okay?" (dor)