Rom. Der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs “Costa Concordia“ ist vor Gericht von Zeugen schwer belastet worden. Francesco Schettino hatte behauptet, er sei in ein Rettungsboot gefallen. Zeugen sagten im Prozess aus, er habe ein Angebot, zum Schiff zurückzukehren, ausgeschlagen.

Im Prozess gegen den Kapitän der verunglückten "Costa Concordia" haben zwei weitere Zeugen Francesco Schettino schwer belastet. Der Kapitän habe sein Angebot, ihn zu dem havarierten Kreuzfahrtschiff zurückzubringen, zwei Mal abgelehnt, sagte der örtliche Polizeichef Carlo Galli, der damals die Rettungsarbeiten koordinierte, am Montag vor Gericht. Schettino hatte angegeben, nicht bewusst in ein Rettungsboot gestiegen, sondern aus Versehen hineingefallen zu sein.

Bei dem Unglück vor der italienischen Insel Giglio waren Mitte Januar vergangenen Jahres insgesamt 32 Menschen getötet worden, darunter auch mehrere Deutsche. Schettino muss sich seit Juli wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffes in Seenot vor Gericht verantworten.

Die Hafenbehörde hatte ihn mehrmals aufgefordert, wieder an Bord des Schiffes zu gehen, wo noch zahlreiche Passagiere festsaßen.

Blick ins Innere der Costa Concordia

Gespenstischer Blick in einen Gang des havarierten Kreuzfahrschiffes Costa Concordia. Die Fotos entstanden im Januar 2012, kurz nach dem Unglück.
Gespenstischer Blick in einen Gang des havarierten Kreuzfahrschiffes Costa Concordia. Die Fotos entstanden im Januar 2012, kurz nach dem Unglück. © dpa
Die Kabine des Kapitäns.
Die Kabine des Kapitäns. © dpa
Dreckige Teller in einem Schiffsrestaurant.
Dreckige Teller in einem Schiffsrestaurant. © dpa
Ein menschenleerer Gang.
Ein menschenleerer Gang. © dpa
Leere Getränkedosen und ein voller Aschenbecher in einer Kabine.
Leere Getränkedosen und ein voller Aschenbecher in einer Kabine. © dpa
Das Bergungsteam seilte sich ab, um in das Innere des Schiffs zu gelangen.
Das Bergungsteam seilte sich ab, um in das Innere des Schiffs zu gelangen. © dpa
Das Bergungsteam auf der seitlichen Bordwand.
Das Bergungsteam auf der seitlichen Bordwand. © dpa
Blick in eine Kabine.
Blick in eine Kabine. © dpa
Verrutschte Bettgestelle in einer Kabine.
Verrutschte Bettgestelle in einer Kabine. © dpa
Bei der Havarie der Costa Concordia waren 32 Menschen ums Leben gekommen.
Bei der Havarie der Costa Concordia waren 32 Menschen ums Leben gekommen. © REUTERS
Mithilfe riesiger Luftkissen wurde das Schiff vor wenigen Tagen aufgerichtet.
Mithilfe riesiger Luftkissen wurde das Schiff vor wenigen Tagen aufgerichtet. © REUTERS
Das machte das Ausmaß der Zerstörung sichtbar.
Das machte das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. © REUTERS
Touristen beobachten das Schiff von der italienischen Insel Giglio aus.
Touristen beobachten das Schiff von der italienischen Insel Giglio aus. © REUTERS
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Kapitän wollte nicht zurück zum havarierten Schiff

Galli sagte nun aus, er sei zu Schettino gegangen und habe ihm angeboten, ihn "zum Hafen von Giglio zurückzubringen, damit er von dort aus mit einem Schlauchboot zur 'Costa Concordia' zurückkehren kann". Schettino habe geantwortet, er müsse an Land bleiben. "Als ich meinen Vorschlag wiederholt habe, ihn hinzubringen und ein weiterer anwesender Beamter sagte, das sei eine gute Idee, hat er wieder abgelehnt." Der Kapitän sei außerdem anders als die Passagiere im Rettungsboot "trocken" gewesen.

Vor Gericht sagte zudem Andrea Bongiovanni aus, der an Bord arbeitete. Er habe Schettino gemeinsam mit dem Sicherheitsmanager des Kreuzers gebeten, Alarm zu schlagen, lange bevor er es schließlich tat. Als dann das Ausmaß der Katastrophe klar geworden sei, habe Schettino ihm in die Augen geschaut und gesagt: "Meine Karriere ist vorbei." (afp)