Essen. Kate Moss feiert am Donnerstag einen runden Geburtstag. Ihr Auftritt wirkte in den 80ern wie ein Irrtum, doch aus dem knochigen Mädchen wurde ein Rollenmodell. Auch mit 40 Jahren herrscht sie noch über die Titelblätter.
Am Anfang, in den späten 1980er Jahren, haben viele in der Modelszene Kate Moss für einen Irrtum gehalten. In einer Zeit, in der Models knapp unter zwei Meter groß sind, ausgeprägte Kurven haben und ein strahlendes Lächeln, kommt da dieses junge Mädchen daher, das Sarah Doukas, die Gründerin der Modelagentur Storm am New Yorker JFK-Flughafen entdeckt hat. Ein Zwerg ist sie dagegen mit ihren 1,72 Metern, der Busen ist zu klein, die Figur zu knochig, die Zähne stehen ein wenig schief. Doch was mancher in der Branche zunächst für einen versehentlich auf der Straße aufgelesener Sozialfall hält, entpuppt sich bald als Superstar. Am Donnerstag feiert sie ihren 40. Geburtstag.
Moss macht den „Heroin Chic“ salonfähig und berühmt. Und egal ob Yves Saint Laurent, Chanel, Gucci, Dolce & Gabbana oder Calvin Klein – bis heute sind fast alle Modemacher verrückt nach der blonden Britin – während ehemalige Konkurrentinnen wie Cindy Crawford, Claudia Schiffer oder Eva Herzigova längst von den Titelbildern großer Modezeitschriften verschwunden sind.
Sie spuckt nicht ins Glas und raucht Kette
Dabei ist Moss nicht nur äußerlich anders als ihre Kolleginnen. Nie war sie die brave, angepasste Schönheit. „Enfant Terrible“ wird sie gern genannt. Übellaunig wirkt sie oft, spuckt nicht ins Glas und raucht Kette. Auch am Laufsteg und selbst am Nichtrauchertag. Johnny Depp ist ihre große Liebe, gibt ihr aber nach vier Jahren den Laufpass. 2002 wird Moss Mutter eine Tochter, ruhiger wird sie dadurch kaum. Denn wenig später lernt sie Pete Doherty kennen. Es wird eine Beziehung zwischen Himmel und Hölle, bis sich die beiden 2007 endgültig trennen.
Die Doherty-Jahre sind die Zeit, in der ihre Karriere kurz auf der Kippe steht. Fotos tauchen auf, die sie wie eine Kokain-Konsumentin aussehen lassen. Einige Modefirmen kündigen die Verträge mit ihr, Moss begibt sich in eine Entzugsklinik aber als sie nach ein paar Wochen wiederkommt, ist ihr Markwert sogar noch gestiegen. Mittlerweile wird ihr Vermögen auf mehr als 50 Millionen Euro geschätzt. „Ich habe nie Heroin genommen, höchstens mal einen verschmierten Eyeliner getragen“, ist alles, was sie je zum Thema Drogen in der Öffentlichkeit gesagt hat. Ansonsten hält sie es wie das britische Königshaus. Nichts kommentieren, nie klagen.
Sie hat keine Facebook-Seite, twittert nicht, und Interviews mit ihr gibt es so häufig wie eine Blaue Mauritius. Und wenn sie sich wohltätig gibt, besucht sie keine armen Kinder in Afrika sondern liest in der BBC ein Kapitel aus dem Erotik-Bestseller „Shades of Grey“. Worauf mehrere 100 000 Pfund an Spenden fließen.
„Man wird einfach nicht müde, Kate Moss anzuschauen
Viele haben versucht, den Erfolg der in Croydon, Südlondon, geborenen Moss zu erklären. „Man kann schwer fassen, was oder wer sie ist, deswegen können Fotografen, Redakteure und Künstler ihre eigenen Fantasien auf sie projizieren“, hat Anna Wintour, Chefredakteurin der amerikanischen „Vogue“ mal gesagt. Die Modekritikerin Sarah Sands schreibt einmal, man werde einfach nicht müde, Kate Moss anzuschauen, der Appetit auf sie wachse und wachse. Moss selbst hat rückblickend mal vermutet, sie sei einfach zur rechten Zeit gekommen: „Meine ersten Fotos waren nicht der Glamour der 80er. Das war das Leben auf der Straße.“ Es waren Bilder, mit denen die Generation X etwas anfangen konnte.
Ein bisschen ist davon bis heute geblieben. Man kann Moss viel vorwerden, aber nicht, dass sie eine Tusse ist. Noch immer verströmt sie einen Hauch der Arbeiterklasse aus der sie stammt. So hat sie offenbar auch Jamie Hince, mit dem sie seit 2011 verheiratet ist, überzeugt: „20 Jahre lang habe ich mich vegan ernährt“, hat er angeblich mal einer britischen Zeitung erzählt, „dann kam ich bei Kate in die Küche, und sie stand in Unterwäsche da und machte mir ein Bacon-Sandwich. Das war’s mit meinen Prinzipien.“
Zum 40. Geburtstag hat sich Moss für den Playboy ausgezogen, aller Cellulite, Krähenfüßen und des Bäuchleins zum Trotz, die die britische Boulevardpresse bei ihr festgestellt haben will. Ansonsten weiß man nur, dass es diese Woche eine große Party geben soll. Mürbekekse und Mate-Tee werden dort wohl nicht gereicht werden.
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