Manchmal schämt man sich, Journalist zu sein! Als Fotoreporter Diana durch einen Tunnel in Paris jagten – das war so ein Moment. Und als jetzt gemeldet wurde, dass im Krankenhaus in Grenoble ein sogenannter „Journalist“ erwischt wurde, der sich als Priester verkleidet hatte, um zum verletzten Michael Schumacher vorzudringen, waren alle seriösen Journalisten wohl genauso angewidert wie die Öffentlichkeit.
Nachrichten werden Medienleuten nicht auf dem Silbertablett serviert. Und nicht immer rücken die Mächtigen, die es zu kontrollieren gilt, mit den Informationen freiwillig heraus. Da müssen sich Journalisten dann etwas einfallen lassen, um ihre Zuschauer und ihre Leser mit den Informationen zu versorgen, auf die sie einen Anspruch haben und für die sie die journalistische Arbeit bezahlen.
Der Unfall von Michael Schumacher und der Kampf der Ärzte um sein Leben sind auch ein Thema für seriöse Medien. Der Sportler hat öffentlich gelebt, hat diese Popularität genossen und von ihr profitiert. Er ist eine „öffentliche Person des Zeitgeschehens“ – in guten Zeiten und in schlechten Zeiten. Nun bangt die Welt nicht um den Sportstar, sondern um den Menschen Michael Schumacher. Viele unserer Leserinnen und Leser tun das auch. Darum berichten wir ausführlich.
Aber Reporter müssen sich an die Gesetze halten. Und sie haben die Menschenwürde zu achten. Wer sich als Priester verkleidet auf eine Intensivstation schleichen will, der verletzt beides. Er hat unseren Beruf nicht verstanden. Er hat unsere Solidarität nicht verdient. Sein Versuch ist einfach schändlich!