Sydney. Ein Eisbrecher aus Australien kam nur bis auf 18 Kilometer an das im Packeis liegende Forschungsschiff „MV Akademik Shokalskiy“ heran. Nun soll ein Hubschrauber helfen, und einen Teil der Menschen evakuieren.

Sie waren schon auf dem Rückweg nach Neuseeland, da schloss sich an Heiligabend plötzlich das Packeis um die „MV Akademik Shokalskiy“. Seitdem hängt das Schiff mit 74 Teilnehmern einer Antarktis-Expedition fest im Südpolarmeer, und auch der jüngste Rettungsversuch am Montag misslang. Ein gefährlicher Schneesturm zwang den australischen Eisbrecher „Aurora Australis“ zur Umkehr. „Das Wetter war heute schockierend“, twitterte Expeditionsleiter Chris Turney am Montag. „Aurora kam nicht durch. Vielleicht morgen?“

„Schneedrache“ als letzte Rettung?

Dabei umgeben rund zwanzig Kilometer Eis das Schiff, das rund hundert Seemeilen (185 Kilometer) von dem französischen Antarktis-Stützpunkt Dumont d’Urville liegt. Und die Aurora kam gerade einmal auf 18 Kilometer an das Forschungsschiff heran, bis sich die Sichtverhältnisse so stark verschlechterten, dass eine Weiterfahrt zu gefährlich gewesen wäre. Bei einem vorhergehenden Versuch konnten die Crew, die Forscher und die 26 Touristen an Bord der „Akademik Shokalskiy“ immerhin schon den chinesischen Eisbrecher „Snow Dragon“ (Schneedrache) am Horizont ausmachen. Doch auch der musste am Samstag elf Kilometer vor dem Ziel aufgeben. Ein französischer Eisbrecher gab noch weit eher auf.

Alles läuft also auf den Notfallplan hinaus: Die „Snow Dragon“ hat einen Hubschrauber dabei, mit diesem sollen die meisten Menschen in Sicherheit gebracht werden, teilte das russische Außenministerium am Montag mit – sobald das Wetter es zulässt. 52 Passagiere und vier Crewmitglieder sollen die „Akademik Shokalskiy“ dann verlassen, auf der noch genug Brennstoff und frische Nahrung für weitere zwei Wochen vorrätig wären. Die Trockennahrung reicht für weitere sechs Wochen.

Ungeachtet des Schneesturms und der aufwändigen Rettungsversuche schickten einige Passagiere noch am Montagmorgen fröhliche Videogrüße ab. „Es ist ein fantastisches Abenteuer“, versicherte John Black, eingemummelt in einen dicken Anorak mit Mütze. Er musste schreien, um den heulenden Wind zu übertönen. „Wir waren ja auf Abenteuer eingestellt, aber dies sprengt alle Erwartungen.“ Mit Schneemütze, -brille und Parka bekleidet, rief auch Terry Gostlow: „Wir sind bester Laune, alles gut hier in der Antarktis.“ Dann kam die Hiobsbotschaft des gescheiterten Rettungsversuchs.