Essen. . Die ARD zeigt anlässlich des 95. Geburtstages von Helmut Schmidt am Montag um 21.45 Uhr ein Doku-Spiel. Hauptdarsteller Striebeck wollte den deutschen Altkanzler nicht kopieren, sondern vielmehr ein bisschen von der Persönlichkeit Schmidts erwischen.
Zum 95. Geburtstag von Helmut Schmidt zeigt die ARD ein sehr persönliches Porträt des Altkanzlers. Peter Striebeck übernahm in dem Dokumentar-Spiel „Helmut Schmidt – Lebensfragen“ (Montag, 21.45 Uhr) die Titelrolle. Hayke Lanwert sprach mit ihm.
Herr Striebeck, Sie haben einen großen Teil ihres Lebens in Hamburg verbracht, viele Jahre das Thalia Theater geleitet. Gibt es einen persönlichen Bezug zu Schmidt?
Peter Striebeck: Ja, durchaus. Wir sind uns verschiedentlich begegnet, es gab auch ein sehr persönliches Gespräch nach einer Tucholsky-Lesung in Bonn. Damals war er noch Kanzler, wir trafen uns zu viert, mit Loki und meiner Frau. Wir sprachen über Freundschaften. Er erzählte, wie tieftraurig er über den Tod des ägyptischen Präsidenten Sadat sei. Wie sehr dieser Mann, der die Vision hatte, Araber und Israeli zu versöhnen, fehle. Ich war sehr berührt von der Feinfühligkeit dieses Mannes, der oft so anders rübergekommen ist, als Macher, als Schmidt-Schnauze.
Die Hamburger schätzen Schmidt wegen seines energischen Eingreifens bei der Sturmflut 1962. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Striebeck: In der Stadt gab es danach nur eine Meinung. Dass er sich großartig verhalten hat. Damals hat er gezeigt, dass er sehr entscheidungsfreudig sein kann. Eines seiner großen Verdienste. Wir Schauspielschüler saßen an diesem Abend bei einer Kollegin zusammen, waren völlig ahnungslos. Erst am nächsten Tag habe ich mir das Elend angesehen, am Hafen und anderen Stellen der Stadt.
Wie reizvoll, aber auch wie anspruchsvoll ist es, einen wie ihn, einen berühmten und noch lebenden Politiker, zu spielen?
Striebeck: Ich spiele ihn in der Dokumentation, und dann ist er auch noch original dabei, das genau ist das Schwierige. Deshalb war es mir wichtig, ihn nicht zu kopieren, sondern vielmehr ein bisschen von der Persönlichkeit Schmidts zu erwischen.
Die Szene zeigt ein sehr indirektes Gespräch zwischen ihm und Loki.
Striebeck: Nach dem Rücktritt Björn Engholms als Kanzlerkandidat wurde Schmidt von seinen Genossen das Amt erneut angetragen und er war offenbar nicht abgeneigt. Das Gespräch zeigt, wie nah sich die beiden sind, wie vertraut. Ich gehe davon aus, dass er eine solche Entscheidung nicht ohne ihr Einverständnis getroffen hat – so sehr ihn das Amt reizte – auch auf die alten Tage noch.
Und wie haben Sie sich auf Ihre Rolle als Schmidt vorbereitet?
Striebeck: So wie ich es immer mache. Ich habe mich mit dem Text befasst, mich auf die Szenen konzentriert. Willy Brandt etwa konnte ich sehr gut nachmachen. Aber auch als ich ihn spielte – 2004 war das in Berlin, im Michael Frayn-Stück „Demokratie“ – habe ich ausschließlich versucht, das Wesen von Brandt zu treffen, seine Zögerlichkeit, das In-sich-Versponnen-Sein. Wenn man versucht zu kopieren, kann nur eine Karikatur herauskommen.
Und wer lag Ihnen mehr, Brandt oder Schmidt?
Striebeck: Das möchte ich nicht werten. Vom Temperament ist mir wahrscheinlich Brandt näher.