Köln. .

Sie wollen Geld, doch möglicherweise müssen sie nun selber zahlen. Denn die Redtube-Abmahner geraten offenbar immer stärker ins Visier der Justiz. Von „Anfangsverdacht“ ist die Rede und von „falscher Versicherung an Eides statt. Wir prüfen, ob wir Ermittlungen aufnehmen“, bestätigt ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft.

Grund ist der Verdacht, dass bei der Feststellung der IP-Adressen der Beschuldigten „nicht alles mit rechten Dingen zuging“. Die Kanzlei U+C hatte mehrere Zehntausend dieser Adressen beim Landgericht Köln einreichen lassen, um einen Auskunftsanspruch gegenüber Namen und Postanschriften der Betroffenen zu erlangen. Wie genau die Anwälte technisch an diese Adressen gekommen sind, haben sie bisher nicht erklärt.

Abgemahnte Nutzer glauben es trotzdem zu wissen. Sie haben Hinweise auf ihrem Rechner gefunden, dass sie Opfer eines sogenannten Traffic-Broker-Dienstes geworden sind. Das ist – vereinfacht gesagt – eine spezielle Internetseite, die Anfragen von Surfern auf ein anderes Ziel als das gewünschte umleitet. In diesem Fall könnte das dazu geführt haben, dass Internetnutzer ohne eigenes Zutun zunächst auf eine Seite geführt wurden, die ihre IP-Adresse speicherte und von da binnen Bruchteilen von Sekunden genau auf der Redtube-Seite landeten, auf der der Film lag, für den die Kanzlei eine Urheberrechtsverletzung geltend macht. Was bedeuten würde, die Rechteinhaber hätten die behaupteten Urheberrechtsverletzungen selbst in Gang gesetzt.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, hätten die zu Unrecht Abgemahnten einen Erstattungsanspruch ihrer Kosten. Bei derzeit angeblich bis zu 20 000 Abmahnungen drohen Gegenforderungen in Millionenhöhe. Trotzdem wollen die Porno-Abmahner weitermachen, sprechen von „Redtube“ als einem „Testballon“. Man habe auch in anderen Portalen ermittelt, sagte Rechtsanwalt Thomas Urmann und kündigte weitere Schreiben an.