Den Haag. .

Sterbehilfe ist in den Niederlanden zwar gesetzlich geregelt. Aber jetzt haben sich 866 Hausärzte an die Öffentlichkeit gewandt und zugegeben: „Wir halten die gesetzliche Regeln oft nicht ein.“ Veröffentlicht wurden ihre anonymen „Geständnisse“ in einer medizinischen Fachzeitschrift. Darin sagt einer beispielsweise den Satz: „Von Vorschriften und Protokollen halte ich nichts. Ich entscheide von Fall zu Fall.“ Ein anderer: „Wenn ein Patient in der terminalen Phase sehr viel Schmerzen hat, dann gebe ich ihm so viel sedierende, also beruhigende Medikamente, wie ich glaube, dass er nötig hat. Vorschriften helfen da nicht.“

Diese sogenannte „terminale Sedierung“, die das Leiden eines Sterbenden mildern, andererseits aber seinen Tod auch beschleunigen kann, ist nach wie vor höchst umstritten, da sie nicht eindeutig definiert ist. Die Grenzen zur aktiven ärztlichen Sterbehilfe sind fließend.

Jeder zehnte Arzt gab in der Umfrage an, dass er „in mehreren Fällen“ eine höhere Medikamenten-Dosis verabreicht habe, als gesetzlich zulässig ist. Sieben Prozent gaben sogar zu, dass sie mit der „terminalen Sedierung“ schon begannen, obwohl bestimmte Symptome noch nicht behandelt worden waren.

Überdosis Morphium

Es erinnert an einen spektakulären Fall von aktiver ärztlicher Sterbehilfe. Ein Mediziner hatte unlängst öffentlich berichtet, dass er einen seiner Patienten, der unmenschlich litt, wie er sagte, mit ei­ner Überdosis Morphium in den Tod geschickt habe. Die Ärztekammer leitete eine Untersuchung und ein juristisches Ermittlungserfahren gegen ihn ein. Der Arzt wartete das Ergebnis der Untersuchungen aber nicht ab – er nahm sich das Leben.