Essen. . Mit Champagner assoziieren viele Luxus. Aber es muss an den bevorstehenden Festtagen namens Weihnachten und Silvester nicht immer Champagner sein. Es gibt attraktive Alternativen: beispielsweise den deutschen Winzersekt.

Die Ursprünge des Sektes stammen aus Frankreich, wo um 1540 die ersten Schaumweine entstanden. Sie haben auch in Deutschland eine lange Tradition. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurden hierzulande die ersten Sektkellereien gegründet. Aktuell gilt das Weingut Raumland als der Spitzenerzeuger in unserem Lande. Für Winzer Volker Raumland sind die besten Champagner die Maßstäbe der Selbstreferenz. „Nur wenn meine Sekte in einer Blindverkostung mit französischen Top-Champagner nicht negativ auffallen, bin ich zufrieden.“ Auf 9,6 Hektar produziert der Weinbauingenieur auf seinem Gut in Flörsheim-Dalsheim jährlich rund 80 000 Flaschen. Raumland bildet die Spitze einer immer breiter werden Spitzenbewegung, die ein Ziel eint: Begeisterung wecken für Winzersekte aus Deutschland.

Aber Vorsicht, die Flaschen bitte nicht wie Sebastian Vettel öffnen. Die Formel-1-Koryphäe aus Heppenheim kennt das Ritual aus seinen zahllosen Siegen: Er schüttelt kräftig. Es knallt, der Korken fliegt. Sehr effektvoll, aber das Gegenteil von Genuss. Denn der gute Ton bei Champagner wie Winzersekt ist leise. Den Korkenknall zu vermeiden ist sehr einfach: Die Flasche mit einer Hand halten und mit der anderen das Drahtkörbchen lösen. Dann die Flasche leicht schräg halten, mit der linken Hand den Korken fest fassen (mit dem Daumen drauf) und dabei mit der rechten Hand die Flasche drehen.

Doch wie entsteht eigentlich Winzersekt? „Für die Herstellung muss der Erzeuger hohe Qualitätsstandards einhalten. Er darf für den Sektgrundwein beispielsweise nur Trauben aus eigenen Weinbergen verwenden. Dies gibt den Sekten die persönliche Handschrift des Winzers“, erläutert Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz.

Winzersekte müssen wie Champagner nach der traditionellen Flaschengärmethode hergestellt werden. Im Zuge der Sektbereitung wird zunächst dem Grundwein Zucker und eine spezielle Hefe hinzugefügt, die hohe Drücke ertragen kann. Während der daraufhin einsetzenden zweiten Gärung bildet sich Kohlenstoffdioxid, das den Sekt später im Glas so schön perlen lässt. Der dabei entstehende Kohlensäuredruck muss übrigens mehr als 3,5 bar betragen und kann sogar bis zu 6 bar erreichen. Bei der Urmethode der Sektherstellung, der Méthode champenoise, wie auch bei der klassischen Flaschengärung, findet die zweite Gärung in der einzelnen Flasche statt.

Winzersekt ruht und reift mindestens neun Monate, manchmal Jahre, auf seiner Hefe. Danach werden die Flaschen mit dem Kopf nach unten in so genannte Rüttelpulte gesteckt, vier Wochen lang täglich gedreht und gleichzeitig immer steiler aufgerichtet. Nach diesem aufwändigen Prozess hat sich die Hefe vollständig im Flaschenhals angesammelt. Die Hälse werden anschließend in ein Kältebad getaucht, so dass die Hefe gefriert. Beim Öffnen der Flaschen wird durch den Kohlensäuredruck der Hefepfropfen herausgeschleudert, was im Fachjargon als „Degorgieren“ bezeichnet wird. Abschließend wird der geringfügige Flüssigkeitsverlust in der Flasche ausgeglichen, die Flasche mit einem Stopfen verschlossen und mit einem Drahtkörbchen gesichert. Da der Begriff der Méthode champenoise seit vielen Jahren den Erzeugnissen aus der Champagne vorbehalten ist, findet man hierzulande auf Sekten, die nach diesem Verfahren hergestellt wurden, den Begriff „traditionelle“ oder auch „klassische Flaschengärung“.

Das passende Glas

Wichtig ist auch das passende Glas. Gute Sektgläser haben einen so genannten Moussierpunkt – einen winzigen Rauh-Schliff, der dafür sorgt, dass die Kohlensäurebläschen konzentriert aus der Mitte des Kelches hochsteigen. Die zeitweise in Mode geratene Schaumweinschale ist für den optimalen Sektgenuss ungeeignet, denn sie ist zu flach, um das Spiel der Perlen zu zeigen. Zudem verfliegt das Bukett, bevor es die Nase erreichen kann. Besser sind farblose Sektgläser von schlanker Tulpen- oder Flötenform. Die Gläser sollte nur bis zu zwei Drittel gefüllt werden, damit sich das Aroma voll entfalten kann.

Übrigens: Bitte nicht über den Preis für ein gutes Tröpfchen schimpfen. Schuld daran tragen sowohl Demokratie wie Monarchie. Kaiser Wilhelm II. führte 1902 eine Sektsteuer ein, um unter anderem die damalige deutsche Kriegsflotte zu finanzieren. Die Sektsteuer besteht seit dem bis heute und beträgt 1,02 Euro pro Flasche.

Wichtig für den optimalen Trinkgenuss ist die richtige Trinktemperatur. Sie wird nach etwa 3 bis 4 Stunden im Kühlschrank erreicht. Als Richtwerte gelten: Weißer Sekt (6-7 Grad), Rosé Sekt (6-8 Grad), Roter Sekt (9-11 Grad).

Die Restzuckergehalte liegen beispielsweise für einen trockenen Sekt deutlich über denen eines trockenen Weins: brut nature (0-3 g/l), extra brut (0-6 g/l), brut (0-12 g/l), extra trocken (12-17 g/l), trocken (17-32 g/l), halbtrocken (32-50 g/l), mild (mehr als 50 g/l).