Pretoria/Johannesburg. Zehntausende Südafrikaner hatten bei einer Trauerfeier in Johannesburg Abschied von Nelson Mandela genommen. Gehörlose hatten danach falsche Übersetzungen eines Gebärdensprachdolmetschers kritisiert. Jetzt meldet sich der Mann zu Wort: Er leide unter Schizophrenie und habe während der Feier Stimmen gehört und halluziniert.

Gehörlose hatten empört auf die falschen Übersetzungen eines Gebärdensprachdolmetschers bei der Trauerfeier für Nelson Mandela reagiert. Jetzt hat der Mann Gründe für seine Aussetzer genannt. Er habe während der Trauerfeier am Dienstag Stimmen gehört und halluziniert, sagte der Mann der südafrikanischen Zeitung "Star".

Er leide unter Schizophrenie und nehme Medikamente gegen die Krankheit.

Mandla Mandela (li.), der älteste Enkelsohn Nelson Mandelas, am Sarg seines Großvaters.
Mandla Mandela (li.), der älteste Enkelsohn Nelson Mandelas, am Sarg seines Großvaters. © Reuters

Der von der südafrikanischen Regierung angeheuerte Mann habe immer die gleichen vier oder fünf Gebärden wiederholt, nicht die bekannten Zeichen für Mandela verwendet und keine Körpersprache genutzt, kritisierten Gehörlose. "Ich konnte nichts tun. Ich versuchte, mich zu kontrollieren und der Welt nicht zu zeigen, was los war", sagte der Mann der Zeitung.

Familie lässt den Leichnam bis zum Begräbnis nicht mehr allein 

Es ist ein uralter Brauch: Auch die Familie des gestorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela lässt den Leichnam bis zum Begräbnis am Sonntag nicht mehr allein. Den Toten vor der Beerdigung nicht aus den Augen zu lassen, sei eine Tradition ihres Volkes, erläuterte ein Vertreter der Familie dem Fernsehsender eNCA. Die Angehörigen begleiteten Mandelas Geist und sprächen auch mit ihm.

Mandelas Enkel Mandla hielt am Donnerstag neben dem Leichnam Wache. Dieser war erneut vor dem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Pretoria aufgebahrt. Tausende Menschen strömten herbei, um Abschied zu nehmen und dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.

Der ehemalige Präsident und Vater Südafrikas war vor einer Woche nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren gestorben. Am Sonntag soll er in seinem Heimatdorf Qunu im Süden des Landes in einer traditionellen Zeremonie beigesetzt werden.

Mehr als 12.000 Menschen nahmen am ersten Tag Abschied

Derzeit ist der Leichnam im Amphitheater vor dem Regierungsgebäude aufgebahrt. Zuerst durften sich am Mittwoch Familienangehörige und Freunde am teilweise offenen Sarg verabschieden. Seitdem kann auch die Bevölkerung einen letzten Blick auf Mandela werfen. Der Körper des Nationalhelden ist mit einem weißen Laken bedeckt, das Gesicht unter Glas zu sehen.

Schätzungen der Regierung zufolge nahmen allein am ersten Tag mehr als 12.000 Menschen Abschied von Madiba, wie Mandela mit Clannamen genannt wird. Auch am Freitag wird er noch einmal aufgebahrt sein, bevor er am Abend in die Provinz Ostkap geflogen wird.

Gehörlose kritisieren Gebärdendolmetscher

Dort, in der Nähe von Mandelas Geburtsort, ist für Samstag eine traditionelle Zeremonie und dann für Sonntag die eigentliche Beerdigung geplant. Der Zeitung "Star" zufolge, sind die Sicherheitsvorkehrungen in Mandelas Heimat Qunu bereits streng. Man habe in strömendem Regen schon begonnen, das Grab auszuheben. Der nächstgelegene Flughafen wurde für die Ankunft internationaler Ehrengäste gesperrt. (dpa)