Essen. Chris Howlands Leistung ist nicht zu gering zu schätzen. Er brachte dem deutschen Radio-Publikum Lockerheit bei. Mit britischer Lässigkeit und einem charmanten Akzent, der seine Herkunft nie verleugnete. Als „Heinrich Pumpernickel“ wurde der Radio-Moderator und Schlager-Sänger zu einer Legende, die ihren Titel auch verdiente. Ein Nachruf.

Er hat Fernsehen gemacht und auch Filme. Aber erkannt worden ist er immer zuerst an seiner Stimme, die ein Kritiker mal „einen weichen ausländisch akzentuierten Bariton“ genannt hat. Was ziemlich höflich umschreibt, dass Chris Howland auch nach über 60 Jahren in Deutschland noch immer mit jenem britischen Akzent radebrechte, der zu seinem Markenzeichen geworden war – aber nie zu einer Masche, wie der Brite erst vor einigen Monaten dieser Zeitung gegenüber versicherte. Nun ist diese unverkennbare Stimme für immer verstummt. Howland ist im Alter von 85 Jahren in Rösrath gestorben.

Große Klappe, viel dahinter – so lernen ihn die Deutschen kennen

Eigentlich will er Ende der 40er-Jahre nach Hollywood. Aber er landet in Hamburg und dort irgendwann beim NWDR. Hereinspaziert ist er in den Sender, hat kurzerhand einen Termin mit dem Musikchef gefordert – und erstaunlicher Weise auch bekommen. „Geben Sie mir eine Sendung“, verlangt er und verspricht: „Ich hole die Millionen deutscher Hörer zurück, die an die Sender der Alliierten, verloren gegangen sind.“ Die große Klappe wird belohnt. Wenige Wochen später sitzt Howland für die Show „Rhythmus der Welt“ vor dem Mikro. Weil der gelernte Imker kaum deutsch spricht, lässt er sich seinen Text Minuten vor der Sendung phonetisch übersetzen. „Hello, sitzen Sie bekwäm? Dann fanger ish arn.“

Chris Howland ist tot

Als „Heinrich Pumpernickel“ wurde Chris Howland zur Radio-Legende.
Als „Heinrich Pumpernickel“ wurde Chris Howland zur Radio-Legende. © Getty Images
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Als „Heinrich Pumpernickel“ wurde Chris Howland zur Radio-Legende. © Getty Images
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Als „Heinrich Pumpernickel“ wurde Chris Howland zur Radio-Legende. © dpa
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Locker ist er, ganz authentisch. „Das Wichtigste ist, dass du als Mensch herüberkommst. Und das kannst du nicht lernen“, hat Howland gesagt. Einen wie ihnen kennen die deutschen Radiohörer jedenfalls nicht Anfang der 50er- Jahre. Da servieren Radiomoderatoren eigentlich getragene Operettennachmittage, und ein Lale-Andersen-Potpourri gilt schon als revolutionär. Howland spielt auch Hits aus England und den USA. Und er klingt bei seinen Ansagen, nicht wie jemand, der zum Lachen in den Keller gehen. Ein Scherz im linken Ärmel, ein Gag im rechten – wie einer eben so moderiert, der sein Handwerk beim Sender BFN gelernt hat, dem Radio für die in Deutschland stationierten Briten

Schnell juxt sich Howland in die Herzen der Deutschen und wird zum ersten Gastarbeiter im BRD- Rundfunk. In der legendären WDR-Sendung „Spielereien mit Schallplatten“ verpasst er sich in den 50er-Jahren aus einer spontanen Laune heraus selber den Spitznamen „Heinrich Pumpernickel“ – einfach um den ihm gegenüber sitzenden, muffigen Toningenieur zum Lachen zu bringen. „Keine Ahnung wie ich darauf gekommen bin.“

Eines kommt zu anderen. Bald singt Howland auch selber. Nicht immer schön, aber für damalige Verhältnisse witzig und sehr erfolgreich. Besingt das „Fräulein“ und das Sparschwein, das er mit dem Hämmerchen kaputt haut. Er kalauert sich als spleeniger Brite durch Karl-May- und Edgar- Wallace-Filme und präsentiert im Fernsehen viele Jahre die „Musik aus Studio B“ oder „Vorsicht Kamera“, das er in einem Satz erklären kann: „Wir wollten irgendjemand auf die Straße eine große Schräcken einjagen.“ Die Leute sind begeistert, Politiker sind entsetzt über diese „Verletzung der Menschenwürde“. Vize-Kanzler Erich Mende (FDP) macht Druck auf den WDR, bis die Sendung abgesetzt wird. Später gibt er zu: „Howland war seiner Zeit voraus.“

Anerkannter Experte für Oldiesund Evergreens im Radio

Musikalisch allerdings hat der gebürtige Londoner seit Jahren in der Vergangenheit gelebt. Nach einem kurzen und missglücken Intermezzo als Hotelier auf den Balearen kehrt er Mitte der 70er-Jahre zum Radio zurück und präsentiert dort bis kurz vor seinem Tod Oldies und Evergreens. Nur nie seine eigenen Platten, weil: „Ich spiele nur Lieder von Leuten, die singen können“, hat er gescherzt.

„Der Begriff ,Legende’ wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine“, lobt ihn WDR-Intendant Tom Buhrow in einer Mitteilung zum Tod des Entertainers. Vor wenigen Wochen war Howland in Köln zuletzt auf Sendung. Verabschiedet hat er sich wie immer. „Alles Gute und bye-bye, ihr alter Freund Heinrich Pumpernickel.“