Berlin. . Glaubt man der aktuellen Vorwerk-Familienstudie, dann hat sich bei der Koexistenz der Geschlechter nichts verändert: Männern ist demnach der Job wichtiger als alles andere, Frauen unterwerfen sich dieser Karriereplanung. Ein Wissenschaftler zweifelt allerdings an der Wissenschaftlichkeit dieser Ergebnisse.

Väter kümmern sich eher um das Familieneinkommen, Mütter um Kinder und Haushalt: Nach einer neuen Familienstudie halten sowohl Frauen als auch Männer tendenziell an diesem traditionellen Rollenverständnis fest. Geht es um Arbeitsplatz und Karriere, sind Männer sogar seltener als vor 20 Jahren bereit, zugunsten der beruflichen Entwicklung ihrer Frauen zurückzustecken, heißt es in der aktuellen Vorwerk-Familienstudie 2013, die das Institut für Demoskopie Allensbach erstellt hat.

So akzeptieren es mehr als die Hälfte der befragten Frauen, ihrem Partner zuliebe umzuziehen – aber nur 26 Prozent der Männer würden diesen Schritt mitmachen. Wenn beide arbeiten, der Mann aber weniger verdient, wird das nur von 40 Prozent der Befragten befürwortet – 1993 waren es noch 41 Prozent.

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Von Birgitta Stauber-Klein

Anders als vor 20 Jahren kümmern sich Männer aber inzwischen mehr um die Familie. Die Betreuung der Kinder am Abend ist für drei Viertel der Männer kein Problem, 1993 erklärten sich nur 61 Prozent dazu bereit. Die meisten Eltern wünschen sich mehr Zeit für die Familie – allerdings denken berufstätige Väter eher, die Partnerin komme zu kurz, während berufstätige Mütter „viel mehr Zeit“ mit ihren Kindern verbringen möchten.

Experte: „Studie ist oberflächlich“

Kostas Petropulos, Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen, hält die Studie für zu allgemein und oberflächlich, um Rückschlüsse auf veränderte Einstellungen von Vätern und Müttern zuzulassen. Dass die Einkommen von Männern und Frauen unterschiedlich hoch seien, werde bei der Studie nicht berücksichtigt. Die Interpretation des Auftraggebers Vorwerk und der Allensbach-Forscher, wonach die Gesellschaft bei der Rollenverteilung stehen geblieben sei, „ist weltfremd“, sagte Petropulos der Funke Mediengruppe. Obendrein zeige die Studie ja, dass Väter durchaus engagierter in der Familie seien, so der Experte.

Weitere Ergebnisse: Etwa die Hälfte der Befragten schmeißen ihre Einkommen in einen Topf – wenn, dann richten sie nach der Hochzeit ein gemeinsames Konto ein. Viele bestehen aber dauerhaft auf getrennten Konten.

Streit beim Autofahren

Wenn es zu Streit in der Beziehung kommt, dann geht es oft um die „schlechten Angewohnheiten“ des Partners, um Ordnung und Sauberkeit oder die eigenen Eltern bzw. Schwiegereltern. Weitere Streitthemen sind unterschiedlichen Auffassungen über die Kindererziehung und auch unliebsame Kommentare beim Autofahren über den Fahrstil des Partners.

Wie traditionell Familien leben – das zeigt nicht zuletzt auch die Haltung zum Muttertag. Für viele Frauen ist er gelungen, wenn die Kinder basteln, das Frühstück bereiten und sie selbst die Gelegenheit haben, einen Ausflug zu unternehmen. Väter denken am Vatertag vor allem an gemeinsames Grillen.