Essen. . In der Verfilmung “Arnes Nachlass“ von Siegfried Lenz hat Jan Fedder einen starken Auftritt. Zum dritten Mal tritt er in einer Lenz-Verfilmung auf - und ist dabei eine Idealbesetzung. Als Fels, der aber nicht unerschütterbar ist, ist er Mittwoch, 20.15 Uhr, in der ARD zu sehen.

Der Himmel ist wie eine Bühne: Wolken kommen, führen sich kurz wie wütende Gesellen auf. Dann sind sie weg. Aber der Himmel bleibt grau. In „Arnes Nachlass“ (ARD, 20.15 Uhr) ist die Düsternis mehr als nur Kulisse. Sie ist ein Symbol für das, was kommt und den Zuschauer tief ergreifen wird. Trotzdem: Nicht abschalten – es ist die vierte ARD-Verfilmung der Romane von Siegfried Lenz über die Härte des Lebens, aber auch über die Stärke der Menschen.

Während der Autor in seinem melancholischen Spätwerk den Blick vor allem auf Arne richtet, steht im Film noch ein anderer im Vordergrund. Nicht der Junge ist der Erzähler, sondern der gestandene Mann: Es ist Harald, Chef der Abwrackwerft. Ein Abwracker, welche Symbolik! Doch Harald ist kein Symbol, er ist ein Mensch, durch und durch. Zusammen mit seiner Familie, mit der es schon nicht einfach ist, bietet er dem verwaisten 16-jährigen Arne eine neue Heimat. Harald ist keiner, der glaubt, dass so etwas mal eben zu machen ist. Aber wie schwer es wirklich wird, ist selbst für ihn, der sich vom Alltag nicht den Wind aus den Segeln nehmen lässt, eine Überraschung.

Jan Fedder spielt diesen Harald. Zum dritten Mal ist Fedder in einer Lenz-Verfilmung zu sehen. Und manche trauen ihm diese Verkörperung Lenzscher Charaktere immer noch nicht zu. Doch Fedder ist ideal besetzt – ein Fels, der aber nicht unerschütterbar ist.

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Es gibt keinen Moment, in dem man überlegt, dass sich der Mann aus dem „Großstadtrevier“ zu viel vorgenommen hat. Fedder selbst würde ohnehin nicht an sich zweifeln. In Interviews sagt er so Dinge wie „Wer mit offenen Augen durch das Leben geht, kann von mir eine ganze Menge lernen.“ Im Film spürt man nichts von diesem – na ja – Hochmut. Im Gegenteil. Hier ist er trotz seiner Wuchtigkeit ein Mensch, der die Größe hat, eben nicht zu glauben, dass er das Maß der Dinge ist.

Er lässt den Jungen nicht hängen

Sein Harald ist einer, der anpac­ken kann und Arne eben nicht hängen lässt. Der ist ein freundlicher Junge. Er ist klug, hat gute Umgangsformen. Kurz: einer, der alle nervt, vor allem seine Mitschüler. Sein Schicksal hat ihn zu einem Sonderling gemacht, der sich zwanghaft versucht anzupassen. Doch irgendwann erkennt selbst seine pubertierende Ersatzschwester Wiebke, dass der Junge etwas Besonderes ist. Max Hegewald verleiht diesem Arne, der Fuß fassen will in einem Leben, das für ihn zur Hölle wurde, ei­ne zutiefst poetische Note.

Dass das mit Arne nicht gutgehen kann, ahnt man mit jeder grauen Wolke (Kamera: Hannes Hubach). Arne ist ein Fremdkörper in der Familie. Und es ist ja so, dass diese Familie mit sich selbst genug zu tun hat. Die Pleite droht, die Kinder machen Stress. Doch vielleicht ist es gerade Arnes trauriger Nachlass, der ihnen hilft. Andere würden daran zerbrechen. Diese Menschen nicht. Das ist das eigentliche Wunder des Films (Regie: Thorsten Schmidt, Drehbuch: Lothar Kurzawa).

Auch das Ende ist tragisch. Und aufwühlend zugleich. Weil Harald etwas tut, was uns so fern liegt: Er bedauert bei allem eben nicht, Arne aufgenommen zu haben. Und wird so zum stillen Helden des Abends.