Köln. .
Sie sagen nichts, aber man sieht ihnen an, wie sie überlegen. Sich fragen, woher sie den kleinen dünnen Mann mit Hut und dem müde wirkenden Gesicht kennen, der da vor einem Café in der Kölner Innenstadt steht und raucht. „Hat der nicht mal gesungen?“ fragt eine Mittvierzigerin leise ihren Partner. Knapp daneben. Peter Behrens hat nicht gesungen, er hat getrommelt. Bei Trio. Da Da Da.
Minimalistisch war das. Aber unglaublich erfolgreich. Nicht nur in Deutschland, wo Anfang der 1980er gerade die Neue Deutsche Welle in die Hitparaden schwappte. Nein, in aller Welt wurde die Band aus Großenkneten damit bekannt. In den USA klang der Song aus allen Radios, in England waren sie zu Gast bei „Top Of The Pops“, und in Italien kamen mal 30 000 Leute zu einem Konzert. „Eine geile Zeit war das“, fasst Behrens die Jahre mal kurz zusammen, die er in seinem gerade erschienenen Buch „Der Clown mit der Trommel – Meine Jahre mit Trio – aber nicht nur“.“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 19,95 Euro) auf 320 Seiten ausführlich beschreibt. Mit vielen Blicken hinter die Kulissen.
In ein tiefes Loch gefallen
Fotografieren hat er einst gelernt und sich später zum Clown ausbilden lassen. Geworden aber ist er der Mann am Schlagzeug. Der sein Instrument meist im Stehen spielte und nie lächelte. Der sich lieber „die Zunge blutig biss“, als das Gesicht zu verziehen, wenn Zuschauer vor der Bühne Faxen machten. Immer ernst, stets ein bisschen traurig. „Meine Rolle“ nennt er das. Und man ist sich nicht sicher, ob er sie immer noch spielt, oder sie zu seinem Leben geworden ist. Denn Behrens hat nicht viel zu lachen gehabt. „Zehn Jahre habe ich kurz vor der Gosse gelebt. War kein Vergnügen.“
Klar hat er Geld verdient bei Trio. „Viel Geld.“ Mit vollen Händen hat er es ausgeben. Hat gekokst, gekifft, gesoffen, Frauen ausgehalten. „Alles, was es gibt.“ Maßlos, planlos, hemmungslos. Vielleicht weil der Erfolg so plötzlich kommt. Gerade noch in der kleinen Kneipe, in der man schon seit Jahren spielte, über Nacht im Fernsehen und auf Platz eins der Charts. „Da hebst du ab.“
Anfangs nicht schlimm. Gibt ja immer Nachschub, so lange es gut läuft für Trio. Allein der erste Hit geht 13 Millionen Mal über die Ladentheken. Irgendwann aber läuft es gar nicht mehr. „Da bin ich in ein tiefes Loch gefallen.“
Es dauert, bis er wieder herauskommt. „Anfangs realisierst du das gar nicht“, sagt der 66-Jährige. Die anderen Bandmitglieder, ohnehin „eher Kollegen als Freunde“ sind weg. Stephan Remmler und Kalle Krawinkel haben die Trio-Songs geschrieben, sie haben ausgesorgt. Behrens hat nur getrommelt.
Deshalb ist er bald pleite, lebt irgendwann von Sozialhilfe, raucht sich die Stimme rau und säuft sich die Langeweile weg. Bis ein Kumpel aus Hamburg bei ihm anruft. „Wir gehen auf Tour. Ich bin mit meinem VW-Bus in ein paar Stunden bei dir in Wilhelmshaven. Wenn du nicht mit deinen Koffern vor der Tür stehst, lassen wir dich dort verrecken.“ Behrens packt, ist fertig als die anderen kommen. „Von da an hat sich einiges verändert.“ Er macht Entzug, ist mittlerweile nach eigener Aussage „clean“. „Keine Drogen mehr, nur ab und zu ein Gläschen Wein.“
Comeback ist ausgeschlossen
Es ist besser geworden, gut ist es nicht. Er lebt mittlerweile von der Rente. 400 Euro kriegt er, die Stadt stockt auf. Manchmal tritt er mit einer Band auf. „Aber da wird nicht viel gezahlt.“ Ein Comeback von Trio hält Behrens für ausgeschlossen. „So etwas kommt nie wieder.“ Klar gab es Angebote, „aber irgendwie passt es nicht mehr zusammen.“
Er bereut sie nicht die Zeit mit Trio. Die drei haben sich ja auch nicht zerstritten. Im Gegenteil. Zu jeder Fußball-WM und -EM lädt Trio-Gitarrist Krawinkel ihn in sein Haus nach Andalusien ein. „Dann gucken wir zusammen Fußball, und lassen es uns gut gehen.“
Überhaupt, was soll er klagen. „Bringt ja nix.“ Es ist, wie es ist. „Ich bin“, fasst Behrens seine Situation zusammen, „zufrieden mit meiner Unzufriedenheit.“