Tokio. Erdbeben und Taifune: Naturgewalten halten Japan in Atem. Ein erneut starkes Erdbeben in der Katastrophenregion rund um Fukushima verlief jedoch glimpflich. Die zunächst ausgegebene Tsunami-Warnugn erwies sich als unnötig. Auch ein starker Taifun zog inzwischen wieder ab. Was bleibt, ist die Angst vor Erdrutschen.

Ein erneutes starkes Erdbeben in der Region Fukushima ist am Samstag glimpflich verlaufen. Berichte über Schäden oder Verletzte durch den Erdstoß der Stärke 7,1 um 02.10 Uhr (Freitag, 19.10 Uhr deutscher Zeit) gab es nicht. Nach Auskunft des Betreibers Tepco gab es auch an der Atomruine Fukushima Daiichi keine neuen Auffälligkeiten.

Eine zunächst ausgegebene Warnung vor einem bis zu einem Meter hohen Tsunami hob die nationale Meteorologische Behörde rund zwei Stunden nach dem Beben wieder auf. Zuvor waren an der Pazifikküste bis zu 40 Zentimeter hohe Flutwellen beobachtet worden. Zudem sorgte ein inzwischen abgezogener Taifun für starken Regen und stellenweise für Überschwemmungen. Behörden warnten vor Erdrutschen.

Atomkatastrophe wurde durch Erdbeben ausgelöst

Am 11. März 2011 hatte ein noch stärkeres Erdbeben in Fukushima die weltweit schwerste Atomkatastrophe seit Tschernobyl ausgelöst: Der Stoß mit der Stärke 9,0 und eine Flutwelle beschädigten das dortige AKW schwer. Knapp 16 000 Menschen kamen damals durch das Erdbeben und die Flutwelle ums Leben, etwa 2650 gelten noch heute als vermisst.

Bei dem Beben vom Samstag handelt es sich nach Angaben der Meteorologischen Behörde um ein Nachbeben des Erdstoßes von 2011. Noch größere Beachtung als das neue Erdbeben fand in den japanischen Abendnachrichten der Taifun "Francisco", der sich im Verlaufe des Tages über dem Meer jedoch stark abschwächte.

Der 27. Taifun der Saison hatte weite Regionen mit heftigen Regenfällen überzogen. Stellenweise wurden Häuser und Straßen überschwemmt. In Kyoto stürzte eine Brücke über einem angeschwollenen Fluss ein. Mehr als 1300 Bewohner der Insel Izu Oshima, 120 Kilometer südlich von Tokio, hatten die Nacht in Schulen und anderen Notunterkünften verbracht. Die Behörden hatten alle 8300 Bewohner der Insel aufgefordert, sich vorübergehend in Sicherheit zu bringen. Später wurde Entwarnung gegeben. Ein vorheriger Taifun hatte in der vergangenen Woche 31 Menschen auf der Insel in den Tod gerissen. Für Sonntag wurde wieder schönes Wetter erwartet.

Vorheriger Taifun brachte Auffangbecken zum Überlaufen

Als Vorsichtsmaßnahme pumpten Arbeiter in der Atomruine Fukushima Auffangbecken für Tanks mit hochgradig strahlendem Wasser in unterirdische Zwischenlager ab. Der vorherige Taifun "Wipha" hatte die Auffangbecken in der vergangenen Woche zum Überlaufen gebracht. Nach dem Erdbeben in der Nacht zum Samstag hatte der Betreiberkonzern Tepco die an der Küste vor dem AKW beschäftigten Reparaturtrupps aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Da der Erdstoß jedoch mitten in der Nacht erfolgte, waren nur wenige Arbeiter betroffen.

Die Meteorologische Behörde warnte vor weiteren Nachbeben und Erdrutschen. Die starken Regenfälle haben den Boden aufgeweicht. Der Erdstoß war auch in der rund 475 Kilometer vom Epizentrum entfernten Hauptstadt Tokio zu spüren gewesen. Die ungewöhnlich lange andauernde Erschütterung brachte auch hier Häuser zum Schwanken. Das Epizentrum lag in zehn Kilometern Tiefe und über 300 Kilometer von größeren Städten an Japans Ostküste entfernt. Beim Beben 2001 lag es wesentlich näher an der Küste und zwar 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai.

Bei Japan treffen vier tektonische Platten zusammen, die Pazifische, die Nordamerikanische, die Eurasische und die Philippinische Platte. Diese Zone verursacht immer wieder Beben. Das Inselreich Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben gefährdeten Länder der Welt. (dpa)