Athen. .

Sechs Tage, nachdem Polizisten in einer Roma-Siedlung beim mittelgriechischen Farsala ein kleines blondes Mädchen entdeckt haben, ist die Herkunft des Kindes weiter ungeklärt. Auch die internationale Polizeibehörde Interpol konnte das Rätsel um Maria bisher nicht lösen. Die DNA-Proben des Mädchens stimmen mit keiner bei Interpol als vermisst gemeldeten Person überein, teilte die griechische Polizei am Dienstag mit.

Das Roma-Paar, eine 40-jährige Frau und ein 39 Jahre alter Mann, bei dem das Kind während einer Routine-Razzia entdeckt wurde, sitzt seit Montagabend in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Entführung, des Kinderhandels und der Urkundenfälschung. Nachdem die vorgeblichen Eltern das Kind zunächst als ihr eigenes ausgegeben und später behauptet hatten, es vor einem Supermarkt gefunden zu haben, erklärte der Mann dem Ermittlungsrichter, ein Roma-Paar aus Bulgarien habe ihnen das Kind anvertraut.

Die Ermittler suchen nun anhand einer Telefonnummer, die der vorgebliche Vater angab, nach dem bulgarischen Paar. Unklar ist, ob es sich bei dem Mädchen um ihr leibliches Kind handelt oder wie sonst es in ihre Obhut kam – wenn die Geschichte überhaupt stimmt.

Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis suspendierte jetzt vier leitende Standesbeamte vom Dienst und leitete Disziplinarverfahren ein. In Athen war das Mädchen erst im Mai dieses Jahres im angeblichen Alter von vier „nachträglich“ gemeldet worden. Solche nachträglichen Geburtsanzeigen, für die es nur eine eidesstattliche Versicherung zweier Zeugen bedarf, häufen sich beim Standesamt seit Jahren. In Polizeikreisen geht man davon aus, dass es die meisten Kinder gar nicht gibt und sie nur gemeldet werden, um staatliche Zuwendungen zu kassieren.