Mainz.. Dienstag ist Info-Tag beim ZDF. Und diesmal nehmen die Mainzelmänner ihren Informationsauftrag ernst. Sie zeigen den Teil der Afghanistan-Doku „Unser Krieg“ zur besten Sendezeit. Zu sehen sind teilweise bisher unveröffentlichte Bilder.
Verkehrte Welt: Die Information gehört zum Kerngeschäft der Öffentlich-Rechtlichen. Logischerweise wurde der entsprechende Auftrag im Rundfunkstaatsvertrag für ARD und ZDF festgeschrieben. Und dennoch tun sich die gebührenfinanzierten Sender schwer damit. Information gilt als Quoten-Gift. Kein Wunder, dass ARD und ZDF Dokus und Reportagen allzu oft ins Niemandsland spätabendlicher Programmplätze verfrachten. Es gibt aber auch löbliche Ausnahmen. „Unser Krieg“ (ZDF, 20.15 Uhr) ist eine davon.
Die Filmemacher Michael Renz und Christian Deick legen ihr Augenmerk auf einen Krieg, der vielen Zeitgenossen buchstäblich fern liegt: Die Doku arbeitet den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan auf. Der erste Teil des zwei Mal 45 Minuten langen Films lief am Dienstag voriger Woche. Er ist in der Mediathek des ZDF im Internet noch immer abrufbar. Der zweite Teil wird am Dienstag, 22.10., ausgestrahlt.
Er beginnt mit einem Ereignis, das im Nachhinein als Wendepunkt des deutschen Afghanistan-Einsatzes gilt. Am 4. September 2009 wurden zwei von Taliban entführte Tanklastzüge bombardiert. Dabei starben 140 Menschen, darunter viele Zivilisten.
Tote und Traumatisierte erinnern noch lange an den Krieg
Zugleich kamen und kommen auch Deutsche bei Gefechten am Hindukusch ums Leben, etwa im Norden Afghanistans.
2011, so heißt es, stabilisierte sich die Lage in dem von einem Bürgerkrieg zerrissenen Land – mit Hilfe schwerer Waffen und amerikanischer Unterstützung. Jetzt zieht sich die Bundeswehr aus Afghanistan zurück. Und doch Tote und Traumatisierte erinnern noch lange an den Krieg.
Der ZDF-Film wartet mit bisher unveröffentlichten Bildern auf, von deutschen Soldaten wie von Taliban. Da sie zum guten Teil von SmartPhones und Camcordern stammen, ist die Bildqualität bescheiden. Natürlich sind ästhetische Kriterien in diesem Fall für die Aussagekraft der Bilder nebensächlich. Was zählt, ist die Wahrhaftigkeit der Bilder in einem Krieg, der immer auch ein Propagandakrieg war und ist.
Keine leichte Unterhaltung – und gerade deshalb sehenswert
Das ZDF tut gut daran, der leichten Feierabend-Unterhaltung des Ersten ein Thema entgegenzusetzen, das sicher keine Topquoten bringt, dennoch aber Anlass zur Diskussion gibt.
Leider zeigt das Zweite bei seinem Info-Dienstag keine Konsequenz. Nächsten Dienstag heißt es beim ZDF in bester Privatsendermanier: „BMW gegen Mercedes – Das Duell“.