Namur.. Eine Maschine mit elf Menschen an Bord stürzt auf ein Feld im Herzen Belgiens. Keiner überlebt. Zuvor sei ein Flügel wie ein Herbst-Blatt heruntergefallen, sagen Zeugen. Der Absturz bewegt das ganze Land.

Elio Di Rupo ringt um Worte. Sein Gesicht ist
aschfahl. "Wir teilen das Leiden der Familien", sagt Belgiens Regierungschef
wenige Stunden nach dem Flugzeugunglück von Namur. Elf Menschen sind tot. Die
Identifizierung einiger Opfer könne dauern, sagt der Politiker.

Der sozialistische Regierungschef war an die Unglücksstelle im Herzen
des wallonischen Landesteils geeilt, ebenso wie Innenministerin Joëlle Milquet
und der seit Juli amtierende König Philipp. Ein harmloser Sportausflug gerät
innerhalb kurzer Zeit zum Drama, das die Nation bewegt.

An Bord waren zehn Fallschirmspringer - neun Männer und eine Frau -
und der Pilot. Die Mitglieder des Springerclubs aus Temploux kannten sich. Viele
der Opfern hinterlassen kleine Kinder.

Sportflugzeug bohrte sich in ein Feld

Augenzeugen berichten: Eine Tragfläche oder ein Teil einer Tragfläche
löste sich, dann bohrte sich der Kleinflieger zwischen den Ortschaften
Gelbressée und Marchovelette nahe Namurs in ein Feld.

Anwohner, die das Unglück beobachteten, sind ebenso schockiert wie
der Regierungschef. "Ein Fallschirmspringer lebte immer noch noch", erzählt
Benoît Pierson dem TV-Sender RTL über den schrecklichen Anblick nach dem
Aufprall. Letztlich überlebte keiner der Insassen.

Einige der Sportler hätten versucht, in letzter Minute zu springen -
doch das rettete sie nicht. Auch Pierson berichtet von einem Flügel der
Maschine, der wie ein Herbst-Blatt herabgefallen sei. "Das Flugzeug stürzte,
drei Sekunden später prallte es am Boden auf." Mehrere Augenzeugen berichten von
Feuer an der Unglücksstelle.

Die Spurensuche ging am ganzen Sonntag weiter. Experten brachten die
Flugzeugteile in eine Halle in der Ortschaft Beauvechain, wo die genauen
Ursachen des Unglücks festgestellt werden sollen.

Unglücksflugzeug hatte vor Jahren bereits einen Unfall

Luc Blendeman von einer Spezialeinheit zur Untersuchung von
Luftfahrtunfällen bestätigte der Nachrichtenagentur Belga, dass der Pilatus PC-6
Turbo Porter schon einmal verunglückte, im März 2000 in Moorsele. Damals gab es
nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders RTBF zwei Tote. Blendeman warnt
vor vorschnellen Schlüssen: "Wenn ein Flugzeug repariert ist, kann es navigiert
werden wie ein Flugzeug, das niemals einen Unfall gehabt hat."

Der Kleinflieger hatte nach belgischen Medienberichten bereits 44
Jahre und 11 000 Flugstunden auf dem Buckel. Er habe unter anderem dem Roten
Kreuz bei Einsätzen in Afrika gedient.

Flugzeugunglücke sind in Belgien keine Seltenheit. Schon in Juni 2002
war es auf dem wallonischen Flugplatz Temploux zu einem Unfall gekommen. Auch
dabei waren Fallschirmspringer im Spiel. Eine Frau starb, zehn Menschen wurden
verletzt.

Im Juli 1997 gab es bei einem Absturz bei der Flugschau im flämischen
Ostende 10 Tote und 58 Verletzte. Die bisher schlimmste Katastrophe der Zeit
nach dem Zweiten Weltkrieg ereignete sich laut Belga am 15. Februar 1961. Damals
stürzte eine aus New York kommende Boeing 707 der damaligen nationalen Airline
Sabena nahe Brüssels ab. 75 Menschen kamen dabei ums Leben. (dpa)