Essen. . Die Eltern der verschwundenen Madeleine McCann glauben an einen Durchbruch bei der Suche nach ihrer Tochter. Es gibt neue Hinweise und Verdächtige. In “Aktenzeichen XY … ungelöst“ im ZDF sprechen die beiden über die neuesten Entwicklungen - und darüber, wie es ihnen ohne Maddie geht: “Wir vermissen sie jeden Tag.“

Sechseinhalb liegt der Fall Madeleine McCann nun schon zurück. Das damals dreijährige Mädchen verschwand bei einem Urlaub an der portugiesischen Playa da Luz aus dem Ferienappartement der Familie. Nach einem Jahr stellten die portugiesischen Behörden die Ermittlungen ein. Scotland Yard hat den Fall 2011 wieder aufgerollt und neue Erkenntnisse gewonnen. Unter anderem gibt es jetzt Verdächtige, die als Entführer des Kindes in Frage kommen.

Mit Rudi Cerne sprachen die Eltern und Chefermittler Andy Redwood am Mittwochabend in "Aktenzeichen XY … ungelöst" über die neuen Hinweise. Ein Film rekonstruiert den Abend, an dem Maddie verschwand. Die Briten erhoffen sich von der TV-Fahndung viel.

"Wenn Sie irgendetwas wissen, bitte bitte trauen Sie sich und melden Sie sich. Wir brauchen Ihre Hilfe", sagte Kate McCann. Ihr Mann Gerry glaubt an einen Durchbruch bei der Suche und betonte: "Es gibt keinen Beweis dafür, dass Madeleine tot ist."

Eltern waren beim Abendessen, als Maddie verschwand

"Für uns war es wie ein Abendessen im Garten, während die Kinder im Haus schlafen", erinnerte sich Vater Gerry an den 3. Mai 2007. Die Eltern saßen in einem Restaurant nur 50 Meter entfernt, als ihre Tochter wahrscheinlich entführt wurde. Der Film zeigt, wie aus einem Urlaubsabend ein Albtraum wurde.

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Die McCanns wohnen mit ihrer Reisegruppe im Ocean Club, einem Ferienclub im portugiesischen Playa da Luz. Sie sind neun Erwachsene und acht Kinder. Ihre Wohnung liegt im Erdgeschoss an der Straße. In den Tagen vor Madeleines Verschwinden werden verschiedene Männer beobachtet, die die Ferienanlage ausspähen. Unter anderem zwei Männer, die deutsch oder holländisch sprechen. Die beiden werden später erneut in einem Internetcafé in der Stadt gesichtet.

Scotland Yard hat Phantombilder der beiden Männer veröffentlicht. "Wenn Sie sich selbst erkennen oder irgendetwas beobachtet haben, dann melden Sie sich", beschwor Ermittler Andy Redwood die Zuschauer immer wieder. Jeder Verdächtige, der ausgeschlossen werden könne, sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Scotland Yard hat 30.500 Dokumente ausgewertet

Um 19 Uhr bringen Gerry und Kate McCann ihre drei Kinder ins Bett. Eineinhalb Stunden später gehen sie zum Abendessen mit Freunden. Die Terrassentür lassen sie unverschlossen. Jede halbe Stunde gucken sie nach ihren Kindern. Um 21 Uhr liegt Maddie noch in ihrem Bett.

Eine Zeugin beschrieb der Polizei, dass sie am Abend des 3. Mai 2007 einen Mann mit einem Kind auf dem Arm gesehen habe - in der Nähe der Ferienanlage, aus der Maddie verschwand. Daraus ist diese Phantomzeichnung entstanden.
Eine Zeugin beschrieb der Polizei, dass sie am Abend des 3. Mai 2007 einen Mann mit einem Kind auf dem Arm gesehen habe - in der Nähe der Ferienanlage, aus der Maddie verschwand. Daraus ist diese Phantomzeichnung entstanden. © London Metropolitan Police/dpa

Ein Freund der Eltern geht um 21.30 Uhr ins Appartement der McCanns, sieht aber nicht im Kinderzimmer nach, weil alles ruhig ist. Um kurz vor 22 Uhr will Mutter Kate sich vergewissern, dass ihre Kinder schlafen. Sie sieht, dass das Fenster weit offen steht und Maddie nicht mehr in ihrem Bett liegt. "Da wusste ich, jemand hat sie mitgenommen."

Um diese Zeit beobachten Touristen eine Straße weiter einen Mann, der ein schlafendes Kind trägt und in Richtung Strand läuft. Auch diesen Mann suchen die Ermittler von Scotland Yard jetzt mit einem Phantombild.

30.500 Dokumente hat die neue Sonderabteilung von Scotland Yard ausgewertet. Alle Beteiligten legen große Hoffnungen in die neuen Hinweise. Gerry McCann: "Das klingt nach einem Durchbruch."

Mehrere Hundert Hinweise innerhalb weniger Stunden

Und tatsächlich bleiben die Fahndungs- und Zeugenaufrufe der vergangenen Tage nicht ohne Wirkung: Schon vor der Ausstrahlung von "Aktenzeichen XY" zählte das ZDF 20 Hinweise per Anruf - welcher Qualität die Hinweise waren, wurde zunächst nicht bekannt.

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Nur wenige Stunden nach der Ausstrahlung war die Zahl bereits auf rund 200 gestiegen, wie die ZDF-Nachrichtensendung "Heute nacht" berichtete. Nach ähnlichen Sendungen in Großbritannien und den Niederlanden waren insgesamt mehr als 1000 Hinweise bei der Polizei eingegangen.

"Wir vermissen sie jeden Tag", sagen Maddies Eltern

Im Gespräch mit Moderator Rudi Cerne gaben die McCanns aber auch einen Einblick in das, was sie seit Madeleines Verschwinden durchleben. "Wir vermissen sie jeden Tag", stellte Gerry McCann fest. Und seine Frau sagte: "Es ist immer noch schwer zu verstehen, dass etwas so Katastrophales, etwas so Unfassbares mit unserer Tochter geschehen ist."

Sie versuchten, nach vorne zu schauen, auch ihren beiden jüngeren Kindern zuliebe. Inzwischen gebe es "Zeiten der Normalität", sagte Kate McCann. "Natürlich müssen wir jeden Tag damit leben und wir haben uns angepasst an das Leben ohne Madeleine." Aber: "Wir sind zu fünft, auch wenn derzeit nur vier von uns zusammen sind."