Tokio. Ein schwerer Taifun ist am Mittwoch über Japan gezogen und hat schwere Verwüstungen auf der Insel Oshima angerichtet. Mindestens 17 Menschen starben durch den Wirbelsturm, Dutzende werden noch vermisst. Die massiven Regenfälle verschärften zudem die Lage in der Atomruine von Fukushima.
Der mörderische Taifun "Wipha" hat in Japan schlimme Verwüstungen angerichtet und die Atomruine Fukushima mit massiven Regenfällen bedroht. Auf der mit am schwersten betroffenen Insel Izu Oshima, 120 Kilometer südlich der Hauptstadt Tokio, kamen am Mittwoch mindestens 17 Menschen bei Sturmböen und Rekordregenfällen ums Leben, meldeten die Einsatzkräfte.
Dutzende Häuser liegen in Trümmern. Nach Erdrutschen wurden mehrere Menschen weiter vermisst. Im Ort Machida im Westen Tokios starb eine Frau in den Fluten eines angeschwollenen Flusses.
Tepco lässt Wasser aus Fukushima-Becken ab
Zehntausende Menschen auch in anderen Landesteilen wurden aufgefordert, sich vor dem heftigsten Taifun seit zehn Jahren in Sicherheit zu bringen. In der Atomruine Fukushima ließ der Betreiber Tepco wegen des enormen Regens aus Not gering belastetes Wasser ab.
Tepco öffnete demnach an neun Auffangbecken, die Hunderte von Tanks für verseuchtes Kühlwasser umschließen, die Abflusshähne. In den Becken hatte sich in Folge des Taifuns immer mehr Regenwasser angesammelt. In den Tanks lagert Tepco stark verstrahltes Wasser, das bei der Kühlung der 2011 durch ein Erdbeben und Tsunami beschädigten Reaktoren anfällt.
Strahlungswerte angeblich unterhalb der Grenzwerte
Wieviel Wasser Tepco aus den Becken genau abließ, sei zwar nicht bekannt, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press meldete. Aber die zuvor gemessene Strahlenbelastung habe unter den am Vortag vorläufig von Tepco und der Atomaufsicht hierfür festgelegten Grenzwerte gelegen, hieß es. In den neun betroffenen Auffangbecken stünden keine der Tanks, aus denen in jüngster Zeit zum Teil Hunderte von Tonnen stark verseuchten Wassers gesickert waren.
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Nach starkem Regen bei einem anderen Taifun im September hatte Tepco bereits Wasser aus von Lecks betroffenen Bereichen in eine Auffanganlage mit bis zu 4000 Tonnen Fassungsvermögen transportiert. Da die Regenfälle durch den neuen Taifun jedoch stärker waren als angenommen, sei mehr als die Hälfte der Auffangkapazitäten ausgeschöpft gewesen, so Jiji Press.
Um Platz zu schaffen angesichts der rasant steigenden Niederschläge, habe Tepco eilig zwei andere Tanks geleert und in einen von sieben unterirdischen Auffangbehältern umgefüllt. Zwar war es auch bei solchen Untergrundbehältern im April vereinzelt zu Lecks gekommen, doch sei diesmal ein noch nie zuvor benutzter Bereich verwendet worden. Es sei nur eine Notfallmaßnahme.
Taifun "Wipha" schwächt sich ab
"Wipha" schwächte sich am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Norden über dem Meer zu einer tropischen Tiefdruckzone ab. Er war zuvor mit bis zu 80 Kilometern in der Stunde und Windgeschwindigkeiten nahe seinem Zentrum von bis zu 180 Kilometern pro Stunde an der Ostküste Japans entlang übers Meer getobt.
Auch in den Tsunami-Gebieten richtete der 26. Taifun der Saison stellenweise neue Schäden an. Einzelne Behelfsunterkünfte, in denen noch immer Flüchtlinge der Katastrophe vom 11. März 2011 hausen, wurden zertrümmert.
Ein Tempel im nahe der Atomruine Fukushima gelegenen Ort Minamisoma brannte ab. Es war der schwerste Taifun seit Oktober 2004. Damals waren fast 100 Menschen bei Überflutungen und Erdrutschen ums Leben gekommen.
Kritik an Atomkonzern Tepco
Unterdessen übte die Atomaufsichtsbehörde erneut Kritik an Tepco wegen des Umgangs mit den immer größeren Wassermengen in der Atomruine. Ein von Tepco Anfang des Monats geforderter Bericht zur Besserung der Lage sei noch immer unzureichend, wurde der Chef der Atomaufsicht, Shunichi Tanaka, zitiert.
Regierungschef Shinzo Abe bekräftigte derweil vor dem Parlament, die Auswirkungen der teils ins Meer sickernden Massen an verseuchtem Wasser seien "unter Kontrolle". Mit dieser Behauptung hatte er kürzlich das Internationale Olympische Komitee überzeugen können, die Spiele 2020 nach Tokio zu vergeben. (dpa)