Istanbul/Kairo. Muslime in aller Welt begehen ihr Opferfest “Eid al-Adha“. Eigentlich soll an den drei Tagen der Armen gedacht, gebetet und gemeinsam gefeiert werden. Doch während die einen Luxus genießen, leiden andere unter andauernder Gewalt, in Ägypten dürfen nur lizensierte Geistliche predigen.

Für rund 1,4 Milliarden Muslime ist das Opferfest mit seinen rituellen Tierschlachtungen die wichtigste Feier. Begangen wird sie allerdings höchst unterschiedlich. Während es zum Brauch gehört, an diesen Tagen auch den armen Menschen etwas vom Fleisch abzugeben, wird die besinnliche Zeit in Saudi-Arabien auch schon mal zur Brautschau genutzt. Die reichen Golfaraber in den Emiraten vergnügen sich beim Shoppen. In Ägypten steht "Eid al-Adha" im Zeichen der Repression: Um islamistische Kundgebungen zu verhindern, lässt die Übergangsregierung nur lizenzierte Geistliche predigen.

Das Religionsministerium ließ für den Dienstag vorsorglich Orte - an denen es am Nil immer wieder zu Unruhen kommt - für Massengebete sperren. Dazu gehören etwa der Tahrir-Platz, dessen Zugänge vom Militär blockiert sind, oder der Platz vor der Rabia-al-Adawija-Moschee, wo Proteste der Muslimbruderschaft blutig niedergeschlagen wurden. Landesweit 86 Plätze wurden für Gebete zum Opferfest offiziell freigegeben und eine Liste von Imamen und anderen Geistlichen, die vorbeten dürfen, erstellt. Wer ohne Genehmigung predigt, riskiert Haftstrafen von bis zu drei Jahren.

In Afghanistan dauert die Gewalt an

In Afghanistan dauerte die Gewalt auch am wichtigsten islamischen Feiertag an. Der Gouverneur der Provinz Logar südlich von Kabul hielt eine Ansprache zum Opferfest in einer Moschee, als das Mikrofon vor ihm explodierte. Aufständische hatten das Mikrofon mit Sprengstoff präpariert und die Bombe dann ferngezündet. Gouverneur Arsala Dschamal war sofort tot, 15 Menschen wurden verletzt. Bereits im vergangenen Jahr war das Opferfest in Afghanistan von Gewalt überschattet worden: Ein Selbstmordattentäter hatte mehr als 50 Menschen mit in den Tod gerissen - ebenfalls in einer Moschee.

Auch die Iraker kommen nicht zur Ruhe. Schon in den Morgenstunden reißt eine Bombe im nördlichen Kirkuk gläubige Sunniten nach dem Gebet vor einer Moschee mindestens neun Menschen in den Tod. In dem Land, wo extremistische Sunniten und Schiiten fast täglich Anschläge verüben, kommt es an wichtigen islamischen Feiertagen oft zu Terror und Gewalt.

Türkische Politiker rufen zu Frieden und Brüderlichkeit auf

In der Türkei sieht man Chaos und Gewalt in vielen Teilen der islamischen Welt mit großer Sorge. In ihren Botschaften zum Opferfest riefen Politiker praktisch aller Parteien zu Frieden und Brüderlichkeit auf. Mit Präsident Abdullah Gül ist erstmals ein türkisches Staatsoberhaupt im Amt auf Pilgerfahrt in Mekka, dem "Hadsch".

Ein ganz anderes Bild geben indes die reichen Golfaraber in den Emiraten ab. In Dubai etwa laden während der drei Tage, an denen die Muslime an die Opferbereitschaft Abrahams erinnern, Einkaufszentren zum Shoppen rund um die Uhr ein. Selbst die U-Bahnen fahren deshalb von fünf Uhr früh bis drei Uhr nachts durch.

LokalesSteinigung des Teufels in Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien setzten rund zwei Millionen Menschen am Dienstag mit der symbolischen Steinigung des Teufels die große jährliche Wallfahrt nach Mekka fort. Laut Bericht der arabischen Zeitung "Hayat" wird der "Hadsch" aber auch gerne zur Brautschau benutzt. Mütter halten etwa Ausschau nach jungen, frommen Frauen für ihre Söhne. Denn geht aus dieser Zeit eine Verbindung hervor, bringt sie der Familie Glück und Segen.

Doch auch die Scheidung ist in den lokalen Medien vor den Feiertagen Thema in dem streng konservativen Land. Familienberatungsstellen warnen, dass gerade in den Zeiten der Festlichkeiten, Scheidungsraten steigen. Einer der Hauptgründe für die Trennung ist saudischen Studien zufolge, dass die Frau ihre ehelichen Pflichten nicht erfülle. Landesweiter Spitzenreiter ist laut den aktuellen Statistiken aus dem Jahr 2011 bei den Scheidungen übrigens mit einem Anteil von knapp 28 Prozent die Stadt Mekka. (dpa)