Moskau. .
Das olympische Feuer hat Moskau gestern Richtung Twer verlassen. Schon jetzt streitet die Öffentlichkeit, ob die Flamme, die auf ihrer Reise nach Sotschi insgesamt 65 000 russische Kilometer zurücklegen soll, wirklich noch olympisch ist: In den drei Tagen, in denen das Feuer in Moskau kreiste, ist es mindestens viermal ausgegangen.
Schon beim Start im Kreml erlosch die Fackel des 17-fachen Tauchschwimmweltmeisters Schawarscha Karapetjana, ein Sicherheitsbeamter rettete die Lage mit gezücktem Feuerzeug. Auch Videoaufnahmen davon, wie das olympische Feuer in den nächsten Tagen wiederholt neu entzündet werden musste, lassen zweifeln, ob dabei nicht banale Zündholzer im Spiel waren.
„Es war eine Reservelaterne“
Aus dem Organisationskomitee verlautete, man habe sich einer olympischen Reservelaterne bedient. Und die Gasventile in dem 1,8 Kilo schweren Aluminiumhorn seien nicht weit genug aufgedreht gewesen. Dagegen argwöhnen Blogger, die Gaspatronen der 290 Euro teuren Fackeln seien vermutlich chinesische Billigware. Der Hersteller, die „Krasnojarsker Maschinenbaufabrik“, die üblicherweise Weltraumraketen fabriziert, lehnt Kommentare ab. Insgesamt wurden 15 000 Exemplare hergestellt, jeder Läufer bekommt also eine eigene Fackel; weitergegeben wird die Flamme.
Aber selbst die kremltreue Zeitung „Argumenty i Fakty“ entsetzt sich: „Es mangelt Russland so katastrophal an Fachkräften, dass man mit allem Geld keine einwandfreie Olympiafackel konstruieren kann.“ Der liberale Publizist Aider Muschdabajew beklagt die Großkotzigkeit der olympischen Staffel, die das Feuer auf den Elbrus, auf den 1600 Meter tiefen Grund des Baikalsees, sogar in den Kosmos bringen soll. „Jetzt aber wird nur noch gezählt, wie oft die Flamme erlischt.“
Schadenfroh meldet sich auch die russisch-orthodoxe Kirche zu Wort. Das olympische Feuer sei ja in Griechenland unter heidnischen Gebetsprüchen an Zeus und Apoll entflammt worden, schreibt Protodiakon Andre Kurajew. „Aber unser altehrwürdiger Kreml und seine Heiligen wehrten diese Flamme ab. Sie erlosch, als sie das Spasski-Tor mit der Smolensker Retter-Ikone passierte.“
Auch einige Fackelträger halten das Feuer für eher unheilig. Ein Schüler aus Wladimir, wo die Flamme in einer Woche eintreffen wird, versteigerte seine Aluminiumröhre bei Ebay schon für 3283 Dollar.