Düsseldorf. . Volksmusik-Star Stefanie Hertel übernimmt die erste Musicalrolle: Blond gelockt und in einem weißen Kleid spielt sie ab Dezember den Engel im „Geist der Weihnacht“ im Düsseldorfer Capitol-Theater. Die Sängerin will sich neu erfinden.

Manche ihrer Fans haben es ja schon immer geahnt, jetzt wird es offiziell. Stefanie Hertel ist ein Engel. Mit blond gelockten Haaren, einem weißen Kleid und Flügeln. Wie man sich Engel halt so vorstellt. Nur räumlich ist sie ein wenig beschränkt, kann nur im Düsseldorfer Capitol-Theater fliegen. Dort, wo ab 26. November das Musical „Vom Geist der Weihnacht“ startet und die berühmte Geschichte vom Geizkragen Ebenezer Scrooge erzählt. „Musical“, sagt die 34-Jährige, „war schon immer ein Traum von mir.“

„Trotzdem habe ich ein wenig überlegt, als das Angebot kam“, gesteht sie, während sie bei Wasser und Obst in einem Hotel der Landeshauptstadt sitzt. Weil: „Es ist ja etwas ganz anderes, als ich sonst mache.“ Deshalb hat sie sich das Stück auch erst einmal angesehen und fand es „sehr berührend“. Dann hat sie ja gesagt. So wie auch im vergangenen Jahr bei der RTL-Show „Let’s Dance“, wo es immerhin für Platz drei gereicht hat.

Erst Tanzen, jetzt Musical, nimmt da jemand Abschied von der Volksmusikbühne? Hertel schüttelt den Kopf. „Ich bin nicht auf der Suche nach neuen Dingen. Die Angebote kommen einfach so angeflattert.“

Gemeinsame Auftritte mit dem Ex sind kein Problem

Die „alte“ Stefanie wird es weiter geben. Im Oktober geht sie auf Tournee, um Jubiläum zu feiern. „Dreißig Jahre auf der Bühne.“ Nein, das ist kein Versprecher. Schon im zarten Alter von vier Jahren steht sie nämlich mit Papa Eberhard im vogtländischen Falkenstein vor Publikum. Und zwei Jahre später stimmt sie im DDR-Fernsehen erstmals den Teddybärjodler an.

Hertel möchte auch das junge Publikum für sich begeistern. Bild: Kai Kitschenberg
Hertel möchte auch das junge Publikum für sich begeistern. Bild: Kai Kitschenberg

Die Westdeutschen lernen das kleine Mädchen kurz nach der Wende kennen, als Caroline Reiber sie in ihre „Volkstümliche Hitparade“ holt. Der Rest ist Geschichte und hat viel mit Stefan Mross zu tun, den sie 1994 kennenlernt, 2006 erst zum Vater macht und dann heiratet.

Mehr als ein Jahrzehnt gelten der Stefan und die Stefanie als „das Traumpaar der Volksmusik“, dann trennen sie sich unter lautem Getöse der Boulevardpresse. Hertel spricht nicht so gerne darüber, hat zwischenzeitlich längst einen neuen Partner, kommt aber auch mit dem Ex klar. „Wir verstehen uns gut.“ So gut, dass gemeinsame Auftritte „kein Problem“ sind.

Die Ehe des Traumpaars ging schief

1994 wurden Hertel und Mross ein Paar. Beide nahmen ihr erstes gemeinsames Weihnachtsalbum "Weihnachten mit Dir "auf.

Am 17. Oktober 2001 kam ihre Tochter zur Welt, am 6. September 2006 heirateten Stefanie Hertel und Stefan Mross in Florida.

Beim Finale des Grand Prix der Volksmusik 1991 belegte sie den fünften Platz mit dem Titel „So a Stückerl heile Welt" und gewann den Grand Prix der Volksmusik 1992 mit dem Titel "Über jedes Bacherl geht a Brückerl" (geschrieben von Jean Frankfurter und Irma Holder).

Im September 1992 wurde sie von RTL mit der „Krone der Volksmusik“ als „Erfolgreichste Nachwuchssängerin“ ausgezeichnet.

Hertel und Mross gaben im September 2011 über ein Anwaltsbüro ihre Trennung bekannt, kündigten aber an, weiterhin freundschaftlich zusammenarbeiten zu wollen.

Für die neue Tour hat sie die Abendkleider wieder gegen die Dirndl getauscht. „Es macht Spaß, sie wieder zu tragen“, sagt sie. Sind ja auch längst nicht mehr altbacken oder gar spießig, liegen vielmehr im Trend. „Muss man nur mal auf dem Oktoberfest schauen.“

„In meinem Dorf zählt nichtwas du bist, sondern wer du bist“

Überhaupt weht nach Hertels Ansicht ein frischer Wind durch ihre Szene. „Die Volksmusik gewinnt an Ansehen.“ Und wichtiger noch: „Das junge Publikum rückt nach.“ Auch dank Leuten wie Andreas Gabalier, die „mittlerweile die größten Hallen füllen“. Stefanie Hertel will da nicht zurückbleiben.

Auf dem Cover ihres neuen Albums „Moment Mal“ posiert sie fesch vor einem schweren Motorrad. Mit Hardrock-Rhythmen unterlegte Ar­beiterlyrik ist in Zukunft dennoch nicht zu erwarten, aber Hertel singt längst nicht mehr nur von Brückerl, die über Bacherl führen, sondern von starken Frauen und amourösen Abenteuern im Grandhotel. „Meine Musik“, sagt sie, „ist ein wenig anders geworden.“

Nach der Tournee beginnen die Proben für das Musical. Dann wird Hertel kurzzeitig nach Düsseldorf ziehen. „Ich bin gespannt auf diese Stadt“, sagt sie, glaubt aber auch, dass sie ihr Heimatdorf nahe des Chiemsees vermissen wird. „Das ist der Ort, der mich erdet“, hat sie festgestellt. „Dort zählt nicht, was du bist, sondern wer du bist. Und wenn du ein Depp bist, bist du für die Menschen dort ein Depp. Egal, ob du berühmt bist oder nicht.“