Athen. Seit Tagen gehen in ganz Griechenland Menschen auf die Straße. Sie protestieren gegen den Mord an einem linken Aktivisten. Inzwischen ist ein Rechtsradikaler als Tatverdächtiger in Haft. Und die Partei Goldene Morgenröte gerät zunehmend ins Visier der Behörden.

Drei Tage nach dem Mord an einem bekannten griechischen
Rapper und Linksaktivisten ist am Samstag in Piräus Haftbefehl gegen den
Tatverdächtigen erlassen worden. Der 45-Jährige, der inzwischen in
Untersuchungshaft sitzt, gilt als Anhänger der als neonazistisch eingestuften
Partei Goldene Morgenröte. Die griechische Regierung will nun schärfer gegen
rechtsradikale Gewalt vorgehen.

Der Rechtsradikale hatte nach seiner Festnahme gestanden, in der
Nacht zum Mittwoch bei Piräus den 34-jährigen Pavlos Fyssas (Künstlername:
"Killah P.") erstochen zu haben. Dem Tatverdächtigen wird vorsätzlicher Mord und
illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Die Partei Goldene Morgenröte bestreitet
jede Verstrickung in die Tat.

Vor dem Untersuchungsrichter soll der Rechtsradikale auf Notwehr
plädiert haben. Das Opfer habe er nicht gekannt und zur Goldenen Morgenröte habe
er nur ein lockeres Verhältnis gehabt, sagten seine Anwälte laut Medien. Die
Auswertung der Handykontakte des Festgenommenen ergab jedoch nach
Medienberichten, dass er kurz vor der Tat mindestens 16 Anrufe und SMS erhielt -
auch vom Leiter einer Ortsgruppe der Goldenen Morgenröte an seinem Wohnort.
Dieser wiederum habe mindestens zweimal mit einem Parlamentsabgeordneten der
Partei aus Piräus telefoniert, meldete die Zeitung "To Ethnos" am Samstag.

In der Nacht zum Samstag nahm die Polizei in der zentralgriechischen
Stadt Chalkis und in Thessaloniki insgesamt acht Personen fest, die entweder
Mitglieder der Goldenen Morgenröte sind oder ihrem Umfeld angehören. Außerdem
wurde eine Essensausgabe der Partei "nur für Griechen" im Westen Athens
verboten.

Am Freitag hatte der griechische Bürgerschutzminister Nikos Dendias
beschlossen, den Mordfall Fyssas sowie andere Fälle, die die Goldene Morgenröte
betreffen, der Anti-Terror-Einheit der Polizei zu übertragen. Zugleich prüft die
Staatsanwaltschaft am höchsten Gericht, dem Areopag, ob Gewalttaten von
Parteimitgliedern und -anhängern unter das Gesetz für organisierte Kriminalität
fallen. Dies kann wesentlich strengere Strafen nach sich ziehen.

Die Goldene Morgenröte war bei der Parlamentswahl 2012 auf knapp
sieben Prozent der Stimmen gekommen. Die Partei stellt 18 der 300 Abgeordneten
im griechischen Parlament. Nach jüngsten Umfragen käme die Goldene Morgenröte
derzeit sogar auf 13 Prozent der Stimmen. (dpa)