Moskau. . Eskalation in der Arktis: Erst feuern russische Grenzschützer während einer Greenpeace-Aktion Warnschüsse ab, dann haben sie das Schiff der Umweltschützer gestürmt. Es geht um Ölbohrungen im ökologisch äußerst sensiblen Nordpolarmeer. Jetzt eskortiert die Küstenwache das Schiff an die Küste. In Berlin wird demonstriert.

Die russische Küstenwache hat ein Greenpeace-Schiff in der Arktis gestürmt. Die Umweltorganisation hatte mit der "Arctic Sunrise" gegen Ölbohrungen in der Region protestiert. Besatzungsmitglieder müssten auf dem Deck knien und würden von Grenzsoldaten mit Waffen bedroht, teilte Greenpeace am Donnerstag mit. Der Kontakt zur Crew sei abgebrochen. Greenpeace wirft Russland vor, das ökologisch sensible Gebiet mit den Bohrungen nach Erdöl zu gefährden.

Nach der Erstürmung eines Greenpeace-Schiffs durch russische Sicherheitskräfte schleppt der Grenzschutz die "Arctic Sunrise" in die Hafenstadt Murmansk. Der Kapitän sei bereits befragt worden, doch sollten in Murmansk umfassende Ermittlungen eingeleitet werden, sagte eine Sprecherin des Grenzschutzes der Region von Murmansk, einem Ableger des Geheimdienstes FSB, am Freitag der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Bis zur Ankunft dauere es etwa drei Tage.

Indes sagte Roman Dolgow von Greenpeace von Bord des Schiffes aus, den Aktivisten werde unter anderem "Terrorismus" und "illegale wissenschaftliche Forschung" vorgeworfen.

Aktivisten halten in Berlin eine Mahnwache ab

In Berlin begannen Greenpeace-Mitglieder am Freitagmorgen eine Mahnwache, um die Freilassung der Umweltschützer zu fordern. Etwa 15 Aktivisten hätten sich vor der russischen Botschaft versammelt, sagte Greenpeace-Sprecher Björn Jettka. Die Veranstaltung ist laut Polizei bis 19.00 Uhr angemeldet worden.

Was an Bord der "Arctic Sunrise" geschehen sein soll: Bewaffnete hätten sich von einem Hubschrauber des Inlandsgeheimdienstes FSB, der für den Grenzschutz zuständig ist, abgeseilt, hatte ein Besatzungsmitglied zuvor getwittert. "Es ist ziemlich beängstigend. Laute Schläge. Russische Schreie. Sie versuchen noch immer, die Tür einzutreten", lautete ein Eintrag bei dem Kurznachrichtendienst. Das Schiff befinde sich in internationalen Gewässern, betonte Greenpeace und zeigte sich "sehr besorgt".

Greenpeace-Aktivisten wollten Russische Ölplattform besetzen

Aktivisten hatten am Vortag von der unter niederländischer Flagge fahrenden "Arctic Sunrise" aus versucht, die Ölplattform "Priraslomnaja" des Staatskonzerns Gazprom in der Petschorasee zu besetzen. Dabei waren eine Finnin und ein Schweizer festgenommen worden. Grenzsoldaten gaben zudem elf Warnschüsse ab und forderten die "Arctic Sunrise" zur Umkehr auf.

Das Außenministerium in Moskau bestellte nach dem Vorfall den niederländischen Botschafter ein. Die Umweltschützer hätten "provozierend und lebensgefährdend eine ökologische Katastrophe in Kauf genommen", teilte die Behörde mit.

Greenpeace wies die Vorwürfe zurück. Die Küstenwache halte entgegen internationalen Rechts weiter die beiden Aktivisten fest, ohne ihnen konkrete Vorwürfe zu machen, teilte die Organisation mit. Vor der Gazprom-Zentrale in Moskau demonstrierte Greenpeace für die Freilassung seiner Mitglieder. Für diesen Freitag riefen die Umweltschützer zu Protesten vor russischen Botschaften in aller Welt auf. (dpa/afp)