Essen. . Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Fantasie und den Mut, auch mal in verrückten und ungewohnten Bahnen zu denken. Regisseur Hüseyin Tabak hat den Film in jener typisch deutschen Vorgabe inszeniert, in der Kinder cool und die Erwachsenen zu viel oder zu wenig Kinder-kompatibel sind.

„Das Pferd auf dem Balkon“ ist ein Kinderbuch, das Milo Dor 1971 schrieb. Nun ist der Titel verfilmt worden. Alle Menschen sind anders und der zehnjährige Mika (Enzo Gaier) ist es noch ein bisschen mehr, denn Mika hat das Asperger-Syndrom, ist aber sonst ein heller Kopf, hasst Lügen und flippt aus, wenn das Mittagessen nicht Punkt 14.17 Uhr auf dem Tisch steht.

Verstanden fühlt er sich nur von seiner alleinerziehenden Mutter (Nora Tschirner), der Nachbarin (Bibiana Zeller) und neuerdings von Dana (Nataša Paunovic), einem Mädchen aus der Nachbarschaft, das behauptet, eine indische Prinzessin zu sein, was Mika aber nicht glaubt. Nicht minder unglaublich, dafür aber umso wahrer ist das Hufgetrappel eines Nachts im Hof und die Tatsache, dass kurz darauf im Haus gegenüber ein Pferd auf dem Balkon steht. Damit kommt Sascha (Andreas Kiendl) ins Spiel, dem das Pferd gehört und der Ärger hat mit zwei Ganoven, die es auf das Pferd abgesehen haben.

Kein pferdiger Familienspaß

Ein bisschen Krimi darf es gerne sein, denn auch Kinder haben ihr Anrecht auf spannende Unterhaltung, bei der aber auch der Witz nicht zu kurz kommen sollte; und wenn die erwachsenen Botschaften nicht allzu deutlich zwischen den Zeilen hervorquellen – umso besser. Dass auch pädagogisierte Kinderbücher fürs Kino gut modernisiert werden können, bewies vor ein paar Jahren „Vorstadtkrokodile“.

Den Anspruch an einen Reißer für Kinder findet sich hier aber ebenso wenig wie pferdiger Familienspaß („Hände weg von Mississippi“) oder der handfeste Krimithrill von „Paulas Geheimnis“.

Regisseur Hüseyin Tabak hat „Das Pferd auf dem Balkon“ in jener typisch deutschen Vorgabe inszeniert, in der Kinder cool, die Erwachsenen zu viel oder zu wenig Kinder-kompatibel sind und die Welt der Abenteuer und Gefahren so weit eingebravt ist, dass die Handlungsmuster bei simpelsten Sesamstraßenfragen (Wer, wie, was) einknicken. Wie das so ist mit Kinderfilmen, die vor allem für die Eltern gedreht wurden, damit die dann ihren Kindern eine Empfehlung aussprechen können.

Wertung: drei von fünf Sternen