Essen. . Die SPD-Politikerin und Krimi-Autorin Ulrike Sommer litt unter Nierenversagen. Doch mit der Niere ihres Mannes, dem DGB-Chef Michael Sommer, soll sie schon bald wieder ein normales Leben führen können. Die Operation weist dabei große Parallelen zu einem anderen prominenten Nieren-Spender auf.

Organspende kann Leben retten – Gewerkschafts-Chef Michael Sommer (61) hat diesen Spruch in die Tat umgesetzt: Am Dienstag entfernten ihm Chirurgen eines Berliner Krankenhauses eine Niere, um sie seiner Ehefrau Ulrike (55) zu transplantieren. "Alles ist gut gelaufen. Beide haben den Eingriff gut überstanden", hieß es anschließend aus Sommers Vorstandsbüro. Die SPD-Politikerin, Autorin von Polit-Thrillern und frühere Journalistin litt unter Nierenversagen.

„Wenn es keine Komplikationen gibt, können beide schon nach wenigen Wochen ein normales Leben führen“, sagt der Transplantations-Chirurg Professor Gernot Kaiser vom Essener Uniklinikum.

Parallelen zur Nierenspende von Frank-Walter Steinmeier

Voraussetzungen für die so genannte „Lebendspende“ sei eine stabile Gesundheit des Spenders, so Kaiser. Michael Sommer, der seit Mai 2002 an der DGB-Spitze steht und im nächsten Jahr aus dem Amt scheidet, musste sich allerdings zwei schweren Operationen unterziehen, bei denen ihm Teile des Magens und die Galle entfernt wurden. Doch das ist bereits zwei Jahre her.

Die Organspende unter Ehepaaren weist Parallelen zu einem anderen prominenten Fall auf: Ende August 2010 spendete SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (57) seiner kranken Frau Elke Büdenbender (48) ebenfalls eine Niere.

Ärzte vergleichen den Eingriff mit einer Gallenblasen-Operation

Aus ärztlicher Sicht keine so große Sache: „Der Mensch kann ohne Probleme mit nur einer Niere leben“, so Professor Gernot Kaiser. Man könne also gut eine Niere entfernen, die andere erledige die Aufgabe salopp gesagt mit. Vorausgesetzt natürlich, dass auch die übrig gebliebene Niere gesund ist.

Zur Zeit warten in Deutschland etwa 8000 Menschen auf eine neue Niere. Im Jahr 2012 wurden 1820 Nieren von Verstorbenen verpflanzt, 766 Organe durch Lebendspende transplantiert. Die medizinische Vorbereitung dabei sei intensiv, benötige mehrere Wochen. Vor allem müsse geklärt werden, ob die Blutgruppe zwischen Spender und Empfänger passe. „Wenn nicht, gibt es noch Möglichkeiten, die Transplantation dennoch vorzunehmen.“

Die Organspende zwischen Ehepaaren sei eine gute Lösung, um das Leben des geliebten Partners zu retten, sagt Kaiser. Zwar sei es eine zutiefst private Angelegenheit, doch die Vergabe des Organs werde behördlich streng geregelt. Auch bei der Lebendspende unter Eheleuten werde die offizielle Vermittlungsstelle Eurotransplant eingeschaltet. „Auch muss die Bundesärztekammer zustimmen, dass alles auf freiwilliger Basis geschieht.“ Es müsse sicher gestellt sein, dass kein moralischer und kein finanzieller Druck ausgeübt werde.

Der Spender erholt sich schnell

Eine Lebendspende kann in Deutschland durch Verwandte oder Ehepartner erfolgen. Oder aber auch durch Menschen, die eine sehr enge, fast familiäre Beziehung zueinander haben, sagt Kaiser. Die Nieren-Transplantation sei ein eher kleinerer Eingriff. „In etwa vergleichbar mit einer Gallenblasen-Operation.“ Auch müsse bei der Entfernung nicht mehr „der große Flankenschnitt“ erfolgen, „es gibt heute schon laparoskopische Eingriffe“, bei denen die Niere mikro-chirurgisch durch ein kleines Loch herausgeholt werde.

„Der Spender erholt sich sehr schnell. Je nachdem, welchen Job er hat, kann er schon nach zwei Wochen wieder am Schreibtisch sitzen“, sagt Kaiser. Beim Empfänger richte sich die Genesung vor allem danach, wie gut die Niere angenommen wird, wie gut die Medikamente gegen die Abstoßung des Organs wirken und vertragen werden. „Und wie gut das transplantierte Organ arbeitet.“ Bei den Steinmeiers übrigens ging alles gut. (mit dpa)