Bangkok. Vier Vergewaltiger wurden in Indien nach einer unbeschreiblich brutalen Tat, nach der eine Frau starb, zum Tod verurteilt. In Neu-Dehli brach eine Menschenmenge in Jubel aus. Dabei ignorierten die Demonstranten geflissentlich, dass dem Opfer damals keine Hilfe zuteil wurde.

Die Szene erinnerte an Gladiatorenspiele im alten Rom. Richter Yogesh Khanna hatte im Gericht von Saket, einem Viertel der indischen Hauptstadt Delhi, kaum Zeit, seinen juristischen Daumen zu senken und das Urteil „Tod am Galgen“ für alle vier Angeklagten zu verkünden, da brachen die Zuschauer im voll besetzten Gerichtssaal und Hunderte von Zuschauern vor dem Gebäude in begeisterten Jubel aus.

Nicht nur der Volkswut wurde Genüge getan. „Ich bin sehr glücklich“, pries der Vater der 23-jährigen Physiotherapiestudentin, die am 16. Dezember des vergangenen Jahres von den vier Angeklagten Akshay Kumar Singh, Vinay Sharma, Pawan Gupta und Mukesh Singh zu Tode vergewaltigt worden war, das Urteil.

Einer der Männer, Vinay Sharma, brach nach dem Urteil in Tränen aus. Er hatte wohl trotz der drückenden Beweislast und der brutalen Einzelheiten des Verbrechens bis zuletzt gehofft, dem Galgen zu entgehen. Seine Mitangeklagten, die sich für die Urteilsverkündung im Gegensatz zu früheren Prozesstagen in ihre besten Hemden gekleidet hatten, reagierten zunächst gar nicht.

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Es war nicht ihrer Hindi-Sprache, sondern auf Englisch verkündet worden. Ihr Verbrechen, so verkündete Richter Khanna, erfülle alle Tatbestände der „seltensten aller seltenen Fälle“, in denen laut einer Entscheidung des Obersten Gerichtshof Angeklagte zum Tod am Galgen verurteilt werden dürfen.

Tat löste eine Welle von Protesten aus

Das Quartett hatte am Abend des 16. Dezember 2012 gemeinsam mit einem bereits zu drei Jahren verhafteten Minderjährigen und Bandenchef Ram Singh, der im März erhängt in der Untersuchungshaft gefunden wurde, während einer sogenannten „Spaßfahrt“ mit einem leeren Bus der Studentin und ihrem Freund eine Mitfahrgelegenheit angeboten. Statt der erhofften Heimfahrt gab es heftige Prügel für den Mann, der zusehen musste, wie seine Freundin 45 Minuten lang misshandelt und vergewaltigt wurde.

Die Tat provozierte eine Welle von Protesten. Aber während Medien des Landes und selbst Innenminister Sushilkumar Shinde mit der Forderung nach der Todesstrafe Druck auf die Justiz aufbauten, will Indien längst nichts mehr von den Umständen des Verbrechens wissen. Denn nachdem die Täter ihre beiden Opfer aus dem fahrenden Bus auf die Straße geworfen hatten, bettelte der blutende, junge Mann Passanten lange vergeblich um Hilfe für seine mit dem Tod ringende, hilflose Bekannte an.

Statt dessen herrscht nun Jubel. „Sie kann ruhen“, verstieg sich die Tageszeitung „DNA“ gar ins Geschmacklose, „es wurde Gerechtigkeit geübt.“ Vor dem Urteil hatten Indiens Medien immer wieder die Mutter des Opfers zitiert. Auf dem Sterbebett habe die 23-jährige verlangt: „Meine Vergewaltiger sollen lebend verbrannt werden.“

Ob es zur Hinrichtung kommt, ist noch unklar

Ob oder wann es zur Hinrichtung kommt, ist unklar. Denn die Angeklagten können ihr Urteil in zwei Instanzen anfechten. Selbst wenn der Oberste Gerichtshof den Tod am Strang bestätigen sollte, kann Indiens Staatspräsident immer noch Gnade walten lassen. Nun müssen die verurteilten Vergewaltiger hoffen, dass die Zeit für sie arbeitet.

Staatspräsident Pranab Mukherjee, ein alter Haudegen der regierenden indischen Kongress-Partei, beendete nach seiner Amtsübernahme 2012 ein achtjähriges informelles Moratorium auf die Todesstrafe. Seither begnadigte er elf Straftäter und bestätigte die Hinrichtungen von 17 Verurteilten.