London. . Ein großer Kinofilm über Prinzessin Diana - mancher mag meinen, das war überfällig. Zur Weltpremiere in London gaben Hauptdarstellerin Naomi Watts und Regisseur Oliver Hirschbiegel zu, dass sie erst Zweifel an dem Projekt hatten. Ein Diana-Freund kritisiert den Film, er sei “völlig falsch“.

Auch sechzehn Jahre nach ihrem Tod kann sie noch locker eine Titelstory liefern, bis heute reicht allein ihr Name, um auf der halben Welt Interesse zu wecken: Prinzessin Diana ist eine Legende. Fast verwundert es, dass sich niemand an einen großen Kinofilm über sie gewagt hat. Jetzt ist es soweit. Am Donnerstagabend stand in London die Weltpremiere von "Diana" an, Kinostart in Deutschland ist der 9. Januar 2014.

Die britisch-australische Schauspielerin Naomi Watts, die die Hauptrolle als Diana spielt, zeigte sich mit ihrem Filmpartner Naveen Andrews in einem engen weißen Kleid auf dem Roten Teppich am Leicester Square. Andrews spielt Dianas Freund Dodi Fayed, mit dem die ehemalige Frau des britischen Thronfolgers Charles im August 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben kam.

Deutscher Regisseur Hirschbiegel hatte Zweifel an Filmstoff

So mancher war verwundert, dass ausgerechnet der deutsche Regisseur Oliver Hirschbiegel, bekannt durch "Der Untergang" über die letzten Tage Adolf Hitlers, die Regie beim ersten großen Diana-Film übernahm. Und auch Diana-Darstellerin Naomi Watts hatte sich bisher eher mit sperriger anmutenden Rollen einen Namen gemacht. In London gestanden beide ein, dass sie erst ihre Zweifel hatten, und von den Produzenten ein bisschen überredet werden mussten. Doch beiden ging es ähnlich: Als sie sich näher mit Diana befassten, entdeckten sie plötzlich einen ganz neuen Menschen, und waren fasziniert.

"Ich habe lange mit der Idee gekämpft", sagte Watts ("21 Gramm"). "Sie ist immerhin die berühmteste Frau unserer Zeit, da ist der Druck schon sehr hoch." Auch habe sie sich zuvor nie ausgiebig mit Diana befasst: "Ich habe Geschichten über Diana nie wirklich verfolgt." Doch nachdem sie mehr über das Leben der Prinzessin lernte, änderte sie ihre Meinung. "Solchen faszinierenden Charakteren begegnet man nur selten, sie sind ziemlich schwer zu finden", sagte Watts. Diana habe unglaublich viele Eigenschaften in sich vereint: Verletzlichkeit und Stärke, unglaubliches Charisma, Weisheit, Mitgefühl, einen tollen Humor. "Ich war von der Herausforderung fasziniert."

"Diana"-Darstellerin Naomi Watts in der Kritik

Hirschbiegel verriet, dass er das Skript am liebsten erst gar nicht gelesen hätte, als es bei ihm ankam. Er sei an Prinzessin Diana nicht interessiert gewesen. Sein Agent habe ihm jedoch erzählt, wie gut Drehbuchschreiber Stephen Jeffreys sei. Bei der Lektüre sei er dann "total überrascht" gewesen. Vor allem habe ihn die Liebesgeschichte zwischen Diana und dem Herzchirurgen Hasnat Khan in den letzten zwei Lebensjahren der Prinzessin fasziniert, mit der sich der Film auseinandersetzt. "Ich wollte schon immer eine Liebesgeschichte machen, über eine bewegende, leidenschaftliche Liebe."

Der Film will seinen Machern zufolge vor allem einen Blick auf Dianas Persönlichkeit werfen - zeigen, dass sie keinesfalls das "Dummchen" war, als dass sie oft porträtiert wurde, sondern ein Mensch mit vielen Facetten. Für Watts war es bei ihren Recherchen oft sehr schwierig, durch den Mythos, der sich um Diana gebildet hat, durchzusteigen, erklärt sie: "Es war sehr schwer, sich auf etwas zu verlassen und zu entscheiden, was wahr ist."

Diana-Freund kritisiert Film als "komplett falsch"

Hauptdarstellerin Naomi Watts räumte ein, dass sie mit der Übernahme der Rolle eine Risiko eingegangen sei. Auf die Frage, ob sie Angst habe, dass der Film Dianas Söhne William und Harry verletzen könnte, sagte sie: "Hoffentlich finden sie, wenn sie ihn sehen, dass wir ihn auf respektvolle Weise gemacht haben." Das britische Königshaus hat den Film weitgehend ignoriert. Watts musste unterdessen Kritik einstecken, weil sie kaum Ähnlichkeit mit Diana hat und in dem Film eine Nasenprothese tragen musste.

In dem auf dem Buch "Diana: Her Last Love" aus dem Jahr 2001 basierenden Film wird unterstellt, dass Dianas eigentliche große Liebe der pakistanische Chirurg Hasnat Khan war. Mit Dodi Fayed habe sie nur angebändelt, um Khan eifersüchtig zu machen. Khan, der bis heute in Großbritannien arbeitet, hat den Film als "komplett falsch" kritisiert und gesagt, er werde ihn nicht anschauen. Er hat nie über seine Beziehung zu Diana gesprochen, weshalb die Szenen mit ihm im Film frei erfunden sind.

Diana und Prinz Charles waren nach 15 turbulenten Ehejahren 1996 geschieden worden. Der plötzliche Unfalltod der beliebten Prinzessin hatte die britische Monarchie in eine tiefe Krise gestürzt. (dpa/afp)