Essen. . Immer mehr Menschen steigen um von vier auf zwei Räder und immer mehr setzen dabei auf Motorunterstützung. Pedelecs und E-Bikes werden immer beliebter, sind aber auch nicht ganz billig. Beim Kauf kommt es vor allem auf gute Beratung und Nutzungsverhalten an.
Deutschland fährt Fahrrad. Ob zur Arbeit, zum Einkaufen oder in der Freizeit: Immer mehr Menschen lassen das Auto stehen und setzen sich aufs Zweirad, viele davon mit Motorenunterstüzung. Diese sogenannten Pedelecs sind rasant auf dem Vormarsch. Bis zu eine Million, so der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), sind in Deutschland schon unterwegs.
Nicht ganz billig ist der E-Zweiradspaß und umfassende Beratung beim Kauf besonders wichtig. Für manche der flotten Drahtesel sind sogar Führerschein und Nummernschild Pflicht, wenn der Motor auch bei Geschwindigkeiten über 25 km/h nicht abschaltet. Ab heute werden Weltneuheiten auf der Leitmesse Eurobike in Friedrichshafen vorgestellt.
Der Einsteiger
Elektronische Hilfe hat ihren Preis. „Unter 1500 Euro braucht man nicht ernsthaft zu schauen. Sonst macht man zu deutliche Abstriche bei Qualität, Verarbeitung und im Zweifel sogar Sicherheit“, sagt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad. Der Preis erklärt sich dabei recht einfach. 500 Euro kostet ein ordentliches Rad, 500 Euro der Motor und ein leistungsfähiger Akku noch einmal 500 Euro.
„Mit einem Einsteiger-Rad kann ich im Prinzip alles machen. Es sind Universal-Bikes. Sie sind technisch ordentlich gemacht und für den kurzen Weg zur Arbeit, die Fahrt zum Wochenmarkt oder eine kleine Freizeit-Tour genau richtig“, sagt Gunnar Fehlau. Einsteiger-Räder wie zum Beispiel das „CS-7“ von Winora (1599 Euro) setzen zumeist auf einen Frontmotor und eine Nabenschaltung. „Sieben bis neun Gänge sollte es schon haben, denn dann ist die Schaltung sinnvoll und universell“, rät der Experte. Wichtig ist, dass die Rahmengröße zur Körpergröße passt.
Der Holländer
Wer noch einige Euro drauflegt, der bekommt anstelle des Frontmotors einen Mittelmotor, der die Kraft auf das Hinterrad überträgt. „Es fährt sich damit angenehmer, weil der Schwerpunkt des Rades zentraler und tiefer liegt. Wer etwas flotter unterwegs ist, bekommt so deutlich mehr Stabilität“, sagt Gunnar Fehlau. Zum Beispiel Hersteller Koga ist mit dem „E-Lement“ ein solides Modell gelungen (2799 Euro).
Cityräder dieser Kategorie warten nicht mit viel Schnickschnack auf, sondern sind geradlinig konzipiert. In dieser Preisklasse sollten Scheibenbremsen der Standard sein. Außerdem eine Kettenschaltung. „Bin ich jenseits der Ortsschilder unterwegs, brauche ich einfach eine bessere Schaltung, um auf die Topographie reagieren zu können.“ Für die Akkus gilt, dass 30 Kilometer in jedem Fall drin sein sollten. Bei zurückhaltender Fahrweise auch rund 50. Wer auf längere Touren geht, sollte sich Gedanken über einen Ersatzakku machen.
Der Klassiker
Was für Autos gilt, ist auch bei E-Bikes schon dabei: Klassiker. Und der Klassiker schlechthin ist die „C-Serie“ von Flyer. Der Hersteller aus der Schweiz setzt seit jeher auf E-Bikes. Allerdings ist die C-Serie mehr als ein Einsteiger-Modell. Das zeigt auch der Preis. Für die 2014er Serie müssen E-Radler 2890 Euro auf den Tisch legen.
„Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt bei diesem Rad aber einfach. Die C-Serie fällt auf, indem sie eben nicht auffällt“, lobt Gunnar Fehlau. Die enormen Verkaufszahlen des Modells beruhen vor allem auf seiner vielseitigen Einsetzbarkeit. „Es geht überall. Einkaufen, Arbeit, Touren. Außerdem ist es durch den niedrigen Einstieg auch für alle Altersklassen geeignet.“
Die Rennmaschine
Mit dem Siegeszug der Pedelecs besetzen die Hersteller jetzt vermehrt auch Nischen. Lastenfahrräder gibt es bereits, Hersteller Haibike wagt sich jetzt aber auch auf das Feld der Leistungssport-Geräte. Das „Xduro Race 28“ hält, was sein Name verspricht. Es ist ein echter Renner. Der 350 Watt Mittelmotor unterstützt den Fahrer bei Geschwindigkeiten bis 45 km/h. Solche S-Pedelacs benötigen zudem eine Betriebserlaubnis des Kraftfahrtbundesamtes.
„Der Besitzer muss das Rad auch wie ein Mofa anmelden, mit Nummernschild versehen und einen entsprechenden Führerschein besitzen“, erklärt Fehlau. Und wer braucht so etwas, erst recht bei einem stolzen Preis von 5999 Euro? „Ganz einfach: Wer nicht viel trainieren kann, kann mit einem solchen Rad trotzdem mit trainierten Freunden auf Tour gehen.“ Zum Vergleich: Die Profi-Pedaleros bei der Tour de France treten zum Ende einer Etappe bis zu 500 Watt Leistung. Für einen Hobbyfahrer nicht zu schaffen. Mit dem E-Rennrad unterm Sattel sind aber nur 250 Watt Eigenleistung nötig, der Motor doppelt auf!
Die Wurzelbehandlung
Noch ein Exot gefällig? Kein Problem. Wenn es schnell geht, dann geht es auch holprig. Mit dem „Xduro Nduro Pro“ hat Haibike noch eine Nische erschlossen. Für 6499 Euro gibt es nämlich ein ziemlich mächtiges E-Mountainbike, mit dem es über Stock, Stein und sämtliches Wurzelwerk ohne Probleme gehen kann.
„Sie lassen sich im Ski-Urlaub doch auch vom Lift auf den Berg bringen und laufen nicht hinauf“, sagt Fehlau. Damit ist die Sinnfrage hinreichend beantwortet. „Trotzdem kommt man an der nötigen Fahrtechnik nicht vorbei. Auch hier gilt, dass man sich ganz langsam an die eigene Grenze herantasten muss.“