Washington. . 20-Jährige starb nach Hai-Biss vor Hawaii. Attacken häufen sich. Die junge Frau ist das neunte registrierte Todesopfer.
Der Oelshäuser Karnevalsverein im nordhessischen Zierenberg hatte bis zuletzt gezittert und gehofft. Vergebens. Jana Lutteropp, dort seit Kindesbeinen beliebte Tänzerin und Funkenmariechen gewesen, hat den Kampf gegen die Folgen einer schweren Hai-Attacke vor einer Woche auf Hawaii verloren. Wie Carol Clarke, Sprecherin des Maui Memorial Medical Centers, auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte, ist die 20-Jährige am Montag an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben.
Die junge Frau ist nach einer Überprüfung von Meeres-Biologen das neunte amtlich registrierte Todesopfer nach Hai-Angriffen in den USA seit 1828. Der letzte tödliche Vorfall liegt neun Jahre zurück. Global betrachtet werden im Jahr nach Recherchen der Forscher cirka 80 Menschen von Hai-Attacken in Mitleidenschaft gezogen, nur in seltenen Fällen ende so eine Begegnung tödlich. „Wir Menschen sind nicht das Beuteschema von Haien. In der Regel lassen die Tiere nach einem Biss wieder von den Opfern ab“, heißt es sinngemäß in der Studie, die auf zig Millionen Badeausflüge in Hai-Gebieten verweist, die weltweit jährlich unblutig ausgehen. Für die Angehörigen der jungen Deutschen ist das kein Trost.
„Jana war eine sehr hübsche, starke, junge Frau, die immer gelacht hat. Wir werden sie für immer so in Erinnerung behalten“, schrieben Mutter Jutta und Schwester Julia. Sie bedankten sich ausdrücklich für die „wunderbare Betreuung“ im Maui Memorial Medical Center, baten um Spenden für das Krankenhaus und die Medien um Zurückhaltung: keine Interviews.
Jana Lutteropp war am 14. August am Palauea Beach im Ort Makena beim Schnorcheln von einem Hai angegriffen worden. Bei der Attacke verlor sie ihren rechten Arm. Der kalifornische Pastor und Sportlehrer Rick Moore (57) und dessen Freund Nichols Grisaffi hörten die markerschütternden Schreie, sprangen ins Wasser und zogen die blutüberströmte Frau unter den Blicken geschockter Freunde und Passanten an Land. „Ich sterbe, ich weiß, dass ich sterbe“, soll Lutteropp bei der Rettungsaktion gerufen haben.
Nach geleisteter erster Hilfe, bei der das Opfer mehrfach bewusstlos geworden war, übernahmen die Spezialisten im Krankenhaus die Notversorgung. Zunächst wurde der Zustand der Schwerverletzten als einigermaßen „stabil“ beschrieben. Gegen Wochenende verschlimmerte sich die Lage in Richtung „sehr kritisch“. Auf der Intensivstation leiteten die Ärzte lebenserhaltende Maßnahmen ein.
Jana Lutteropp wollte mit ihrem Hawaii-Urlaub einen einjährigen USA-Aufenthalt krönen. Sie hatte in Seattle als Au-Pair-Mädchen in einer Familie mit drei Kindern gearbeitet. Am 12. August startete sie in den Urlaub. Für den 11. September war ihre Rückkehr nach Zierenberg bei Kassel geplant. An ihrem Schicksalsschlag hatte auch die Amerikanerin Bethany Hamilton Anteil genommen. Die 23-Jährige verlor vor zehn Jahren ebenfalls bei einem Hai-Angriff einen Arm. Nach der Genesung stieg die Hawaiianerin wieder aufs Surfbrett, schrieb ein Buch und 2011 mit dem Film „Soul Surfer“ Kino-Geschichte. Über ihre Stiftung versuchte Hamilton mit der jungen Deutschen im Krankenhaus in Kontakt zu treten.
Weil sich Hai-Attacken rund um Maui zuletzt häuften – bisher acht Angriffe in 2013 statt durchschnittlich drei bis vier im ganzen Jahr – hat die Maritim-Behörde der Inselgruppe eine Untersuchung eingeleitet. Die Oelshäuser Karnevalisten tragen unterdessen Trauer. Beim Sommerfest am 31. August werden Tränen fließen.