Essen. . Am 11. März 2011 bebte die Erde und eine Flutwelle zerstörte das Atomkraftwerk in Fukushima. Die Kühlsysteme fielen aus, es kam zu einer Kernschmelze. Seither hat sich die Welt offenbar an die japanische Reaktorruine gewöhnt. Doch Fukushima ist eine Dauer-Katastrophe.

Am 11. März 2011 bebte die Erde und eine gewaltige Flutwelle zerstörte kurz darauf das Atomkraftwerk in Fukushima. Die Kühlsysteme fielen aus, es kam zu einer gefährlichen Kernschmelze. Es war das schwerste Atomunglück seit dem Unfall im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986 und trieb Deutschland zum Atomausstieg. Seither hat sich die Welt offenbar an die japanische Reaktorruine gewöhnt und hofft, dass der Betreiber Tepco die Lage in den Griff bekommt. Doch Fukushima – das ist eine Dauer-Katastrophe.

Ein neues Leck in den Kühlwassertanks, durch das, wie berichtet, Hunderte Tonnen verseuchtes Wasser austreten, stuft die japanische Regierung als „ernsten Störfall“ ein. Es ist das erste Mal seit dem verheerenden Erdbeben, dass Japan eine derartige Warnung ausspricht. Seit der Katastrophe pumpen Reparaturarbeiter ohne Unterbrechung Wasser zur Kühlung in die Reaktoren.

Die dafür nötigen riesigen Mengen werden anschließend in Hunderten großen Tanks gelagert, die jeweils rund 1000 Tonnen Flüssigkeit fassen. Einer dieser riesigen Behälter soll nun offenbar einen Riss bekommen haben. 300 Tonnen hochradioaktiver Flüssigkeit seien ausgetreten, das Leck habe man bislang nicht schließen können, gab Tepco bekannt.

Das Wasser ist extrem verseucht

Das Wasser ist nach Auskunft der Atomaufsicht so stark verseucht, dass ein Mensch, der sich in unmittelbarer Nähe aufhält, innerhalb einer Stunde das Fünffache an Strahlung abbekommt, die für AKW-Mitarbeiter innerhalb eines Jahres gerade noch zulässig wären. Nach zehn Stunden treten erste Anzeichen der Strahlenkrankheit wie Übelkeit und eine Verminderung der roten Blutkörperchen auf.

Zunächst hatte Tepco das verseuchte Wasser in unterirdischen Speichern gelagert. Als bereits im April undichte Stellen bemerkt wurden, pumpte man die Tanks in oberirdische Behälter um. An einem dieser Speicher kam es nun offenbar zu dem neuen Leck. Tepco selbst bezeichnete das austretende radioaktive Wasser als „riskanten und gefährlichen Faktor“ und räumte dem Störfall „oberste Priorität“ ein.

Doch die Lage scheint weitaus bedrohlicher zu sein. Immer wieder kam es zu Pannen in dem havarierten Reaktor. Erst vor Kurzem hatte Tepco eingeräumt, dass seit etwa zwei Jahren jeden Tag rund 300 Tonnen belastetes Wasser ins Meer sickern. Dabei handelt es sich nicht nur um Kühlwasser. Täglich dringen Hunderte Tonnen Grundwasser in das schwer beschädigte Reaktorgebäude ein und vermischen sich mit dem strahlenden Kühlmittel. Der größte Teil davon fließt in den Pazifik, weil Sperranlagen fehlen oder durchlässig sind. Der Chef der japanischen Atomaufsicht, Shunichi Tanaka, kritisierte Tepco scharf: „Ich weiß nicht, ob es ein angemessener Vergleich ist, aber es ist wie in einer Geisterbahn. Und es passiert ein Missgeschick nach dem anderen.“

Neue Maßnahme: Boden einfrieren

Um das Grundwasser daran zu hindern, in die Kraftwerksruine einzudringen, soll nach Informationen der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit als neue Gegenmaßnahme nun der Boden um die Reaktorgebäude eins bis vier eingefroren werden. Dazu sei geplant, auf einer Länge von 1,4 Kilometern Rohre in der Erde zu verlegen, durch die Kühlmittel gepumpt wird. Dadurch soll das Erdreich tiefgefroren werden. Zudem sollen Schächte angelegt werden, in denen sich das Grundwasser sammelt.