München. .

Nach der Geiselnahme in Ingolstadt ist eine Debatte um schärfere Stalking-Gesetze entbrannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, es sei zwar richtig, bei dem Thema über schärfere Strafen nachzudenken. Entscheidend sei aber, dass die Gerichte zu einer richtigen Einschätzung des Täters kämen: „Wenn die Gefahr eines solchen Täters nicht richtig erkannt wird, dann nützt der entsprechende höhere Strafrahmen als solches auch noch nichts“, sagte Herrmann im Bayerischen Rundfunk.

Im Ingolstädter Rathaus hatte am Montag ein Stalker, wie berichtet, drei Menschen stundenlang als Geiseln festgehalten. Am Abend beendete ein Spezialeinsatzkommando der Polizei die Tat. Die Geiseln wurden unverletzt befreit. Der Mann wurde angeschossen und wird derzeit im Krankenhaus behandelt.

Der vorbestrafte 24-Jährige hat laut Polizei schon längere Zeit massive psychische Probleme. Seit Monaten stellte er einer Rathausmitarbeiterin nach, die unter den Geiseln war.

Die Vorsitzende der Deutschen Stalking-Opferhilfe, Erika Schindecker, kritisierte in der „Süddeutschen Zeitung“, der Stalking-Paragraf greife nicht. „Die Hürden sind zu hoch. Erst muss was Schlimmes passieren, bis ermittelt wird.“ Schärfere Gesetze könnten manchen davon abhalten, massiv gegen das Opfer vorzugehen.

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) forderte härtere Strafen. Der „Augsburger Allgemeinen“ sagte sie, das Gesetz berücksichtige nicht, wie stark ein Opfer seelisch belastet werde. „Es muss reichen, dass die Attacken eines Stalkers geeignet sind, die Lebensführung schwerwiegend zu beeinträchtigen.“

In Deutschland gibt es nach Angaben Schindeckers jährlich schätzungsweise zwischen 600 000 und 800 000 Fälle von Nachstellungen. Die Kriminalstatistik erfasste 2012 rund 24 600 Stalking-Fälle.